Heft 
(1913) 21
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21. (9. onlentliche) Hauptversammlung des XX. Verelnsjahre*

nicht viel mehr von örtlichen Blutentziehnngen wissen will, so haben jene tierischenBlutaussauger ihre übrigens verdienstlich gewesene Rolle ausgespielt.

XXVIII. U. M. Herr Major z. I>. Noei macht interessante Mit­teilungen über die Quadriga des Brandenburger Tores in Berlin 1807 und 1814.*)

Das Brandenburger Tor wurde in den Jahren 1788 bis 1791 von Gotthard Langhans (1733 bis 1808) erbaut. Kr kam 1787 von seinem Heimatlande Schlesien, wo er besonders in Breslau hervorragende Werke geschaffen hatte, nach Berlin und wurde Direktor des Oberhofhauamtes. Von seinen Werken sind noch zu nennen die Kolonaden in der Mohren­straße, der innere Ausbau des Marmnrpalais in Potsdam, Belvedere und Angelhaus im Charlottenburger Park und das Gebäude der Tierarznei- schule. Über die ihm beim Bau des Brandenburger Tores zugrunde liegende Idee sagt er selbst in einem Bericht an den König Friedrich Wilhelm III:Die Lage des Brandenburger Tores ist in ihrer Art ohn- streitig die schönste von der ganzen Welt, um hiervon gehörig Vorteil zu ziehen, um dem Tore soviel Öffnung zu geben, als möglich ist, hnbe ich bei dem Bau des neuen Tores, das Stadttor von Athen zum Modell genommen. Der Bau kostete rund "»00Otto Taler. Das Brandenburger Tor wurde am 6. August 1791 eröffnet.

Die Siegesgöttin mit dem Viergesgann ist nach einem Modell von Schadow (1704 bis 18f>0) von den Gebrüdern Wohlcrs in Potsdam in Holz gearbeitet worden und wurde danach durrh den Kupferschmied Jury in Potsdam in Kupfer getrieben und 1704 vollendet. Die Kosten betrugen 20 640 Taler 18 Groschen.

Am 27. Oktober 1806 hielt Napoleon seinen Einzug in Berlin durch das Brandenburger Tor. Die erhabene Göttin auf der Attika des Bran­denburger Tores, die voll ruhiger Hoheit ihre Rosse leitet, hatte die be­gehrlichen Blicke des französischen Kaisers auf sich gezogen und er beschloß, sie mit anderen geraubten Kunstschätzen nach Paris fortzu­führen. Napoleon ließ den Verfertiger der Quadriga, den Kupferschmied Jury, zu sich rufen und beauftragte ihn mit dem Auseinandernehmen. Am 26. November 1806 wurden dem General - Intendanten Denon 6000 Frank für die Arbeiten an der Quadriga angewiesen. Auf dem Wasserwege wurde sie, von Schadow und Jury bewacht, uach Potsdam gebracht. Der riesige Transport des großen Kunstwerks wurde vom Wasser bis in das Jursche Haus am Wilhelmsplatz in Potsdam auf einem Wagen mit 13 Pferden bewerkstelligt. Eine unbeschreibliche Erbitterung durchdrang Berlin bei der Abnahme der Quadriga; jetzt wußte man,

*) \ergl. die von u. II. Dr. Hans Breinlickie redigierte ZeitschriftItie Schnur vom 18. Januar 1913, S. 908 folg.