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Von Düsseldorf ging die Fahrt über Elberfeld, Hamm, Soest, Lippstadt, Bielefeld, Herford nach Minden, überall von den Ortsvorständen, Predigern, weißgekleideten Jungfrauen, Blumen, Kränzen und Ehrenpforten begrüßt, ln Minden waren die Festungstore zu niedrig, und da man die Stadt nicht passieren konnte, so setzte man die Wagen bei der Porta Westfalica über die Weser. Von hier ging der Transport über Bückeburg nach Hannover, wo inan drei läge bleiben mußte, um die beschädigten Wagen wiederherzustellen.
Auf dem Wege bis Hannover waren schon die Wagen mit Kränzen, Girlanden und Inschriften vollständig bedeckt; hier in Hannover wurden diese Beweise der Freude so zahlreich, daß buchstäblich kein Fleckchen mehr übrig blieb, um noch etwas anzubringen. Der Buchhändler Pock- witz schrieb alle Gedichte, Inschriften und Denksprüche ab und veröffentlichte sie in einem Heft von 44 Seiten. Von Hannover ging der Transport über Braunschweig nach Schönebeck an der Elbe, die ebenfalls auf Fähren passiert wurde; hier erhielt der Transportführer den Befehl, nach dem Jagdschloß Grunewald zu fahren. Bei Werder an der Havel hatte sich der Kupferschmied Jury dem Transport zugesellt, Freudentränen entströmten seinen Augen, wurde es ihm doch nun zur Gewißheit, sein Meisterstück auf dem Brandenburger Tor wieder prangen zu sehen.
Vor Potsdam, am heutigen Wildpark, wurde der Wagenzug von der Prinzessin Charlotte, späteren Kaiserin von Rußland, mit ihren Geschwistern begrüßt. Auch die Prinzen und Prinzessinen schmückten die Wagen mit Kränzen.
Am 14. Juni langte die Quadriga im Jagdschlösse Grunewald an, wo der Ober-Forstmeister v. Schenk und der Ober-Baurat Moser als Kommissarien den Transport übernahmen, die Anspackung leiteten und die Wiederaufstellung auf dem Brandenburger Tor besorgten.
Beim Einzug der Truppen am T. August 1814 wurde dann die Quadriga unter dem Jubel der Berliner wieder enthüllt. Den Speer der Viktoria hatte man mit dem Eisernen Krenz, umgeben von einem Eichenkranz, geschmückt.
Vielfach ist die Ansicht vertreten, die Quadriga hätte früher so gestanden, daß die Pferde mit den Köpfen nach dem Tiergarten sahen und bei der Rückkehr aus Paris hätte man ihr erst die heutige Stellung, Front nach den „Linden“, gegeben, damit der Siegeswagen nach Berlin hinein- und nicht hinausfahre. Dies ist auf das bestimmteste als Sage zu bezeichnen. Daß sie auch früher schon dieselbe Stellung wie heute einnahm, dafür haben wir folgende Belege:
1. Eine Zeichnung des jüngeren Lütke, auf Kupfer gebracht von D. Berger. „Das Brandenburger Thor im Jahre 1797“, abgebildet im: „Der Bär“, Illustrierte, Berliner Wochenschrift, Jahrgang XII, Berlin 1886, Seite 376.