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Kleine Mitteilungen.
Am Grabe eines 1824 verstorbenen Steuer- und Konsistorialrats wird uns zugerufen:
Wanderer, du stellst vor einem Grabe, welches die sterbliche HUlle eines edlen Mannes, eines treuen Gatten und Vaters umschließt, und sein Uild steht vor dir mit dem Wort: Tue recht und scheue niemand!
Eine junge Witwe ruft ihrem toten Gatten nach:
Einem geliebten Gatten. Nach 2‘jjährigcm ungetrübten GlUcke betrübte er zum erstenmal durch seinen Tod die trauernd Zurückgebliebene.
Unsere ganze Teilnahme wird aber erweckt, wenn wir an den drei Seiten eines alten Denkmals folgende Inschriften lesen:
Hier begruben trostlose Eltern in einem Monat drei geliebte Söhne. Hiltselhaft sind die Wege des Herrn. —
Ehern ist das .Menschenherz!
Foltern, die die Seele spalten,
Hat es dreifach ausgehaltcn,
Und doch brach es nicht vor Schmerz.
Will das Schicksal unsere Kraft erproben,
Raubt es uns das beste Erdengut;
Doch verliere drum nicht deinen Mut:
Richte deinen Tränenblick nach oben.
Etwas philosophisch klingt die letzte Inschrift, die wir von diesem Orte mitteilen wollen:
Heil dem Christen! Hinter ihm liegt die versöhnende Vergangenheit, vor ihm die stille, heitere Zukunft, über ihm der segnende Himmel.
Noch besuchte ich den neuen Friedhof der RattenfUngerstadt Hameln, Da konnte ich nur wenige Grabsprüche sammeln; teile davon aber die folgenden mit: (Eine Bäckerfamilie:)
Wo Glaube, Liebe, Hoffnung weilen,
Jedes Schmerzes Wunden heilen.
So steht auf ihrem Grabe, während das seinige die Worte zeigt:
Was man geliebt, läßt nimmer sich vergessen.
Daneben ruft man einer Mutter nach:
Muttersorg’ und treue Liebe Füllten alle ihre Triebe Und ihr frommes Herz.
Kinderzucht war ihr Bestreben,
Doch sie sollte nicht länger leben;
Groß ist unser Schmerz!