Heft 
(1913) 21
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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Hin Witwer stiftet seiner Vorausgegangenen diese wehmütigen Worte: Ein edles Gemüt beseelte diese Hülle; mit ihr erstarb mein Glück, doch meine Liebe nie.

Sclilieülich der kurze Ausdruck froher Hoffnung:

Über den Sternen blüht uns ein Wiedersehen.

Zum SchluU dieses recht ernsten Teiles möchte ich hier eine herrliche Inschrift mitteilen, die ich kürzlich in Adolf Stahrs schönem BucheEin Jahr] in Italien* fand. Ein italienischer Herzog widmete seiner jung­verstorbenen Gemahlin zu Neapel diese Worte:

Hier schläft Viktoria Morrello, der das Leben lieb war und die den Tod nicht scheute, weil sie sich geliebt auf Erden, und im Himmel erwartet wußte.

Wie aber im bunten Leben oft das Lächerliche hart neben dem Erhabenen steht, so ist das auch gerade oft auf den Friedhöfen der Fall. Eine Dame, der ich einige interessante Denkmäler auf Hannovers Gartenkirchhof Zeigte, teilte mir dankbarlich dafür eine Inschrift mit vom Totenhof in Clausthal. Da steht boshafterweise auf dem Grabstein eines Arztes zu lesen: Hier ruht der Doktor Hase,

Und die um ihn im Grase Hier neben liegen,

Verdanken ihm auch dies Vergnügen.

Zwei andere Grabsteine aber, beide von riesigem Format, deren Auf­schrift mehr oder minder freiwilligen Humor zeigt, habe ich mehrmals auf dem schon erwähnten Neustädtischen Friedhof zu Hannover betrachtet.

Ein Relief in Lebensgröße zeigt das etwas verwitterte Bild einer Jungfrau, deren übermäßig schmale Taille es erklärt, daß man in Hannover behauptet, sie sei an den Folgen des zu engen Schnürens gestorben. Dabei steht auf der Rückseite dieser lange Text zu lesen:

Wundere dich nicht, daß auch Jungfrauen, die bei Gott und den Alten privilegiert sein, bei dem Tode nichts voraus haben, indem die wohledle und tugend­belobte Jungfer Anna Margarete Borcherdings, Herr Johann Albrecht B.s jüngste Jungfer Tochter, als sie 1701 den 5. Dezember geboren war und in allen christ­lichen und dem jungfräulichen Stande anständigen Tugenden erzogen, obgleich gegen Gott fromm, gegen sich still, gegen ihren Nächsten eingezogen, dennoch den 14. September 1726 so frühzeitig das Sterbliche hat segnen müssen.

Ganz drollig ist aber der gewählte Spruch an einem Medaillon zu Füßen der Figur, nämlich Offenbar. 14, 4, dessen Scblußteil den eigentlichen Sinn ergibt, dessen Anfang aber eben so komisch wirkt. Die Bibelstelle lautet nämlich wörtlich:

Dies sind die, die sich nicht mit Weibern befleckt haben; sie sind jungfräulich!