Heft 
(1913) 21
Seite
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Kleine Mitteilungen.

Ihr unmittelbares Gegenüber ist der .Kiese von Hannover*, ein himmel­hoher glockenförmiger senkrecht stehender Kalkstein, der in vertieft ein­geritzten Linien das lebensgroße, und lebensvolle Bildnis des Toten zeigt in der charakteristischen Tracht eines vornehmen Mannes jener Zeit. Wir lesen auf der dem Hügel zugewendeten Seite:

Anno Christi 1632 im Monat Junio ist Christoph Münster- mann in Dorf Farlosen, Amts Münster auf diese Weid geboren und Anno 1676 den 9. August zu Hannover In Gott sehlich verschieden und alhier begraben. Seines Alters 44 Jahre 2 Monate. Seine Länge ist gewesen 4 Ellen 6 Zoll, wie gegenwärtiger Abris auf der andern Seiten mit mehrerem kundtut.

Er ist fürwahr eine Kiesengestalt gewesen

Zum Kapitel der Bauopfer teilt u. M. Herr Redakteur Rudolf Schmidt uns aus Eberswalde folgendes mit:

Der versteinerte Kater. Im jetzigen Gasthause .Zum Löwen" (Besitzer: Arnold Mertens) in der Breiten Straße, der früheren Schieieschen Brauerei (sogen. Treppenschielc), wurde vor einigen Tagen ein interessanter Fund gemacht. In dem Hause werden gegenwärtig Umbauten vorgenommen, wobei einzelne Mauerteile gänzlich herausgenommen wurden. Derjenige Teil des Hauses, der gegenwärtig verändert wird, ist nachweislich etwa 250 Jahre alt. Als die Maurer die Wand abrissen, fiel ihnen au» einem Hohlraum in dieser Wand ein versteinertes Tier entgegen. Die Untersuchung ergab, daß das Tier ein Kater, der vollständig versteinert ist, war. Der Fund wurde heute demMuseum für Heimatkunde* zugeführt, und zwar deshalb, weil er ein Dokument für einen alten Aberglauben bildet.

Es handelt sich hier um ein sogen Bauopfer. Man pflegte im Mittelalter nach einem weitverbreiteten Aberglauben, um dem Gebäude Festigkeit zu verleihen und dessen Bewohner vor Unheil zu schützen, ein lebendiges Tier einzumauem. Damit im Zusammenhang stehen die Bauopfer, mit denen man den Tenfel betrog, wenn er bei einem Bau geholfen hatte. Statt der versprochenen Menschenseelc erhielt er dann einen Hahn, einen Hund oder eine Katze. Gewöhnlich wurde nämlich abgemacht, er solle das erste Wesen, das den neuen Bau betreten würde, als Preis erhalten. Dann trieb man ein Tier hinein und äffte auf diese Weise dendummen Teufel".

Daß also dieser Aberglaube auch in Eberswalde gang und gäbe war, ist durch diesen Fund festgestellt. Wir hatten im Jahre 1907 an dieser Stelle von einem gleichen Bauopfer Mitteilung gemacht, daß beim Bau des Hulbbaucr Lieseschen Hauses in Klobbicke gefunden worden war. Als man die Funda­mente dieses Hauses, des sogenannten alten Schlosses, bloßlegte, fand man in einer eingemauerten Zelle ein früh mittelalterliches Tongefliß, in welchem man Knochenteile und Haare entdeckte. Man hatte also auch hier beim Bau des Schlosses ein lebendiges Tier eingemauert, wie das im Mittelalter üblich war, der gleiche Vorgang, den man jetzt auch hier in Ebcrswalde fest- gestellt hat. Vergl. auch Eberswalder Zeitung vom 30. März 1912.