Fragekanlen.
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Buchstaben angebracht. Die von Ihnen angeführten Freihäuser am Kupfergraben und in der Straße Am Zeughaus sind vor einigen Jahren abgerissen. Unter dem Titel »Burglehen und Freihäuser nebst Beiträgen zu den Kriegsdienst- und t^uartierleislungen der Stadt in älterer Zeit“ hat Herr K. v. Siofert in den Mitteilungen des Vereins für Geschichte Berlins, 1912, S. 132 einen ausführlichen Bericht veröffentlicht. E. Fr.
A. B. Reste des Moabiter Berges sind m. VV. nur noch auf dem Grundstück Alt Moabit 94 in Gestalt des hoch Uber dem Straßenpfiaster liegenden Vorgartens vorhanden. Vor kurzem war noch ein Rest sichtbar auf dem vormals Borsigschen Gelände am Bundesrat-Ufer. Man hatte von dem dortigen kleinen Hügel einen hübschen Blick auf die Spree; im Laufe des Jahres 1912 ist diese Erhöhung planiert und in die übliche hausstellenartige Bebauung mit einbezogen worden. E. Fr.
F. M. Woher stammt das Wort ..Kommiss“ ? Das Wort Kommiß hat seinen Ursprung in Neu-Vorpommcrn und zwar in dem dortigen Kreis- stüdtchcn Franzburg. Ira April 1628 nämlich schlug der kaiserliche Feldmarschall Arnim zur Bezwingung Stralsunds sein Feldlager bei Franzburg auf, wohin täglich 40 000 Pfund Brot, 80 Ochsen, 200 Schafe, 300 Tonnen Bier, 70 Tonnen Salz, 200 Wagen zum Aufwarten, 2000 Fuder Stroh und 1600 Zwölfter-Bretter zu «len Hütten, außerdem alle Wochen 400 Fuder Stroh, ebensoviel Heu geliefert werden und täglich 600 Bauern zum Graben kommen. Diejenigen Leute, die beauftragt waren, die Lieferungen und Arbeiten einzutreiben oder zu überwachen, hießen Kommissäre, die Lieferungen selbst Kommiß, also Kommißbrot, Kommißbier, Kommißschafe usw. Hier entstand also das Wort, bürgerte sich ein und ist jetzt Besitztum aller Heere in den Kulturländern. Diese Erklärung gab H. Bandlow-Greifswald 1912 im dortigen Tageblatt. — Im Wörterbuch der Brüder Grimm findet sich das Wort unter „C* und unter „K“ wörtlich wie folgt erläutert. „Commiß* f. quod militibas distribuitur: »Frankreich hatte den Brauch, daß auf den Musterplätzen bis nach beschehener Musterung die königlich Kommiß, ncmlich Fleisch, Brot und Wein unter die Knecht ward täglich getheilet“. Kirchof mil disc. 61. Darunter wird nun grob und roh gearbeitete Waare verstanden. Daher: Commißbrot, n. panis militaris: „weil mancher sein Gewehr und Pferd, ja sogar sein weniges Kommißbrot verspielete“, so bei Simplicius Simplicissimus 1, 184. Unter „K“ sagt das Wörterbuch S. 1681: „Kommiss mit Zusammens. S. 2, 630, Kommissschneider Thümmel 6, 358, Kommissmetzger Wickram, Rollw. 71, 21, Kurz, Kommissmeister sitarchus, praefectus annonae Schönleder“. — In übertragenen Bedeutungen ist das Wort noch heut namentlich in jüngeren Offizierskreisen sehr beliebt, z. B. Komm iß zu läge (was der junge Offizier neben seinem Gehalt von Hause dazu bekommt), Kommißanschauungen (bürgerliche Anschauungen). Das Vermögen der Frau wird Kommiß vermögen genannt u. dgl. m. — Daß das lateinische Wort „commissio“ und „committere“ usw. ursprünglich zu Grande liegt, also „Übertragung", „Zuerteilung“, „übertragen“ u. s. f., ist offensichtlich; auch unsere preußische Titulatur „Kommissionsrat“ hängt in weiterem Sinne damit zusammen. E. Fr.