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eine Zierde für alle Zeiten in diesem so überaus großartig und stattlich sich entwickelnden betriebsamen großberlinischen Vororte.
Der Neubau ist aus wetterfestem Thüringer Kalkstein hergestellt; der 70 in hohe Turm beherrscht das Stadtbild. Am Eingang ist ein prachtvolles Mosaikbild aus der Werkstatt von Puhl & Wagner, die sich in „Rixdorf“ von bescheidenen Anfängen zur vollberechtigten Nebenbuhlerin von Salviati und anderen Mosaik Werkstätten Venedigs, emporgeschwungen, angebracht. Einfach und dabei geschmackvoll ist der Magistrats- und Stadtverordneten-Sitzungssaal ausgestaltet und künstlerisch ausgestattet, ebenso die durch das Gebäude aufwärts reichende schön gemalte „Diele“, die an mitteldeutsche behagliche Versammlungsräume erinnert. Mit Recht bemerkte u. M. Herr Rektor Monke: „Ln Neuköllner Rathaus will der Baumeister nirgends Eindruck machen, aber gerade dadurch macht er ihn“. Gewöhnlich lobt heute der Meister das Werk; hier ist es einmal umgekehrt. Vollendetes bedarf keiner Erklärung; hier wird jede Einzelheit in ihrer Beziehung auf den Zweck durch sich selbst erläutert.
Es ist dafür gesorgt, daß wenn Herr Kiehl auch inzwischen aus dem Neuköllner Magistrat ausscheidet, das Bauwerk in des Meisters Sinn vollendet werden wird. In dieser Hoffnung und mit aufrichtigem, bewunderndem Danke schieden die Besucher aus dem Rathaus.
Nach eingenommenem Mittagessen wurde noch die interessante genossenschaftliche Ideal-Passage besichtigt, auf die der Vorsitzende in letzter Sitzung ebenfalls unter Vorlegung von einer Menge erläuternder Berichte, Pläne, Skizzen und Abbildungen bereits vorankündigend hingewiesen hatte.
Die hier entstandenen Arbeiterwohnungen sind alles Hofwohnungen von ein bis vier Zimmern, aber mit allen Errungenschaften der Neuzeit, als Warmwasserversorgung, Beheizung und elektrischem Licht, ja mit Staubsaugern bestens ausgerüstet, die verschiedenen Höfe (der gelbe, grüne, rote Hof) mit Springbrunnen und Gartenanlagen versehen. Wenn etwas auszusetzen, wäre es wohl das, daß die Spielgelegenheiten für die .Tugend vielleicht nicht ausgiebig genug sind, es sieht eben alles so „herrschaftlich“, allerdings für das Auge der Passanten höchst wohltuend aus. Keine Spur von „Proletarierwirtschaft der Berliner Hinterhäuser“. Diese interessanten Anlagen dehnen sich aus zwischen der Fulda- und Weichselstraße und werden von Altberlinern vielfach aufgesucht und bewundert.
Nachträglich wird noch auf einen Aufsatz des Baurats Reinhold Kiehl in dem Groß-Berliner Kalender und illustriertes Jahrbuch, herausg. von E. Friedei, 1913, verwiesen: Das Rathaus der Stadt Neukölln, mit Abbildung, S. 31ß.
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