Bücherschau.
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gemeinten Elements auch auf den Märker zu, der in seiner schwerfälligen Art sich weniger lyrischen als epischen Empfindungen hingibt. Es wird die Aufgabe der Wissenschaft sein, den Ursachen dieser Stammespsyche nachzugehen; darin sind aber auch Eichbergs Dichtungen bodenständig, daß in ihnen mehr das Epische als das Lyrische zum Ausdruck kommt, daß mehr der harte Ton unaufhaltsamen Vollbringens hindurchklingt, als die weiche Innigkeit sentimentaler Stimmung. Und doch schlummert hinter dem epischen Gang der Entwicklung eine lyrische Unterschicht, die auf einen fremden Einschlag in der Person des Dichters deuten läßt. Es sind nun bald zwanzig Jahr verflossen, seit sein Epos Markgraf Otto mit dem Pfeil erschien, wie der Dichter sagt „in zu großer Breite und lockerer Führung der Handlung“, was er selbst als eine Störung empfand. Wie weit diese Schwächen vorhanden waren, kann ich nicht beurteilen, da ich die Erstausgabe nicht kenne. Aber die neue Auflage, die jetzt in einem hübschen Bande von beinahe 100 Seiten vorliegt, gibt doch die Erkenntnis, daß der Dichter sehr wohl den Stoff zu beherrschen weiß. In dem Aufbau des Ganzen zeigt sich der Dichter, der sich nicht vom Stoffe treiben läßt, sondern der mit sicherer Beherrschung der Sprache die Entwicklung im Auge behält, selbst wenn sie nicht immer mit den geschichtlichen Tatsachen im Einklänge steht. Fehlt dem Epos vereinzelt die geschichtliche Beweiskraft in den einzelnen Zügen, so gewinnt es an logischer Überzeugungskraft, die aus d’r Entwicklung der Charaktere gewonnen ist. Und das ist ja schließlich die Hauptsache. Wir wollen bei einer Dichtung garnicht die Ereignisse mit der kalten Elle urkundlicher Sicherheit nachmessen, um sie nachher gelangweilt aus der Hand zu legen; wir wollen Leben, nichts als Leben, das seine Legitimierung aus der Anlage der Charaktere gewinnt. Der Dichter nimmt seinen tragischen Konflikt aus dem Liebeswerben Ottos, seines Bruders Erich und Bernhards von Wölpke um Heilwig von Holstein; aus ihm entwickelt sich die Handlung, die die Kämpfe Ottos von einer besonderen Seite beleuchtet. Wie aus diesen auch lyrisch reich ausgestatteten Kämpfen sich die Taten Ottos bis zur Selbstbesiegung emporranken, das ist mit großer Kraft und Wahrheit geschildert. Dadurch ist meines Erachtens aber auch der geschichtlichen Wahrheit ein großer Dienst erwiesen, denn das Epos stellt den Markgrafen und seine Zeitgenossen aus der staubigen Registratur dürrer Pergamentaufzeichnungen auf eine Plattform, auf der sie uns menschlich nahestehen und wir ihnen. So möge denn das hübsch ausgestattete Werk sich einen Platz in vielen Häusern und Herzen Brandenburgs erwerben und den Sinn beleben für eine der schönsten Zeiten heimatlicher Geschichte!
R. M.
Führer durch die Dennewitz-Gedenkhalle. Herausgegeben von Paul Zimmermann, Pfarrer in Niedergörsdorf. Berlin, gedruckt bei Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker. — Unser ehrwürdiges Milglied, Herr Pfarrer em. Eduard Zimmermann, der sich uns als Führer auf unserem Ausfluge nach Jüterbog bewährt hat, und der sich auch mit wertvollen Arbeiten für unser Archiv betätigte, hat während seiner langen seel-