Heft 
(1913) 21
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7. (6. außerordentliche) Versammlung des XXI. Vereinsjahres.

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Aufgaben erläutort. In dem Saal endlich hielt Herr Professor Schiemenz dann einen zusarnmenfassenden Vortrag über die Lage der Binnen­fischerei und über die Aufgaben des Instituts. Er schätzt z. B. den Wert der verbrauchten Süßwasserfische auf 110 Mill. M., wurden doch in Berlin allein für 9 l (J Mill. M. frische Fische verzehrt. Es besteht die Ansicht, daß der Fischreichtum unserer Gewässer zurückgehe. Das ist aber durchaus nicht der Fall. Die Fische gehen heutigen Tages in die weite Welt, während sie früher an Ort und Stelle verzehrt werden mußten. Außerdem steigen auch die Pacbtsummeu, z. B. brachte der Scharmützelsee früher 6000 M. und heute 18000 M. In der Saale bei Kalbe bringt z. B. 1 ha 166 M. Reingewinn und an der Oder ein See 177 M. Die Aufgabe des Instituts besteht darin, die Bedingungen zu erforschen, unter denen die örtliche Fischerei die günstigsten Erträge liefert. Die Teichwirtschaft ist sehr wichtig, weil sich der Fischbestand hier am leichtesten kon­trollieren läßt. Die Nahrung in einem Teich muß im richtigen Verhältnis stehen zur Anzahl seiner Bewohner. Ein Reichtum an Fischen und noch dazu an alten ist kein Vorzug. Eine intensive Fischerei ist die beste; ein Teich muß wie ein Sieb benutzt werden. Es müssen auch fremde Fische zur Blutauffrischuug eingeführt werden. Vom Schonen ist man z. B. ganz abgekommen, weil man z. B. erfahren hat, daß der Zander im Kaiser Wilhelm-Kanal nicht zu halten ist. Es kann z. B. weiter Vorkommen, daß das Wasser sich verändert, wodurch natürlich auch die Fischgesellschaft beeinflußt wird. Es ist nicht ohne weiteres richtig, daß Abwässer Schaden anrichten; die Untersuchungen hierüber fehlen noch vielfach. So wichtig derartige chemische Untersuchungen sind, so werden sie doch noch übertroffen von den Anregungen, die sich aus einigen vorliegenden biologischen Beobachtungen ergaben. Es ist sehr merkwürdig, daß Forelleu, die von jung auf in Grundwassertümpeln ge­wesen sind, sehr gut dort gediehen, während eine eingesetzte wilde so­fort einging. Auch sind die Forellen der Teiche den wilden im Wachs­tum um ein Jahr voraus.

Die Sammlungen des Institutes sind schon sehr reich, z. B. enthalten sie die Belege für die obigen Angaben über die Forellen. Andere Gläser enthalten die Nährtiere der Fische. Interessant sind die Sammlungs­objekte über die Entwicklungsgeschichte des Aales. Neben diesen Satnmlungsräumen befinden sich Laboratorien für biologische und chemische Untersuchungen. Es werden solche hier auch von Privat­leuten ausgeführt. Interessant sind die Bassins mit Satzaalon. Eine große Anzahl Aale befindet sich hier in einem Raum zusammen und sie halten sich in Röhren verborgen, wenn ihnen aber eine Kugel aus Schabe­fleisch zugeworfen wird, so kommen sie nach kurzer Zeit aus ihrem Versteck heraus und stürzen sich auf die Beute, die sie in Bälde verzehrt haben. Auffallend ist die Tatsache, daß die eingesperrten Aale

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