8. (ß. außerordentliche) Versammlung des XXI. Vereinsjahres.
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Ballustrade mit Figuren trägt. Die beiden Flügel werden von zwei runden Türmen mit einem spitzen Dach begrenzt. Der südliche der beiden stammt noch aus dem Mittelalter und wurde beim Neubau des Schlosses etwas erhöht. Es war hier eine alte Wasserburg vorhanden die den Grafen von Lindow gehörte, von denen sie nacheinander eine Familie von Platen, dann ein Zweig der Bredows und eine Familie von Lochow zum Lehn erhielten. Im Jahre 1685 kam die Burg und die zugehörigen Güter in den Besitz des Großen Kurfürsten, der sie dem General-Major du llamel schenkte, der sie an den Ilofrat de Bellville verkaufte, dessen Sohn sie im Jahre 1734 an den König Friedrich Wilhelm I. veräußerte. Nun wurde mit dem Bau des jetzigen Schlosses begonnen, das von 1736—1740 vom Kronprinzen Friedrich bewohnt wurde, der hier sehr glückliche Jahre verlebte. Der König schenkte in diesem Jahre das Schloß seinem Bruder dem Prinzen Heinrich, der hier am 3. August 1802 starb; von ihm erbte es sein Bruder Prinz Ferdinand, der im Jahre 1813 starb und es seinem Sohn, dem Prinzen August vermacht hatte, der im Jahre 1843 starb, wonach das Schloß wieder an die Krone Preußens zurückfiel.
Das Schloß besteht aus einem Erdgeschoß und einem Obergeschoß und enthält ungefähr 50 Zimmer. Alle sind heutigen Tages fast leer, und nur die Tapeten, die Deckengemälde, die Spiegel, die Kronleuchter und einige Möbel finden sich in ihnen. Auch nur wenige Porträts sind vorhanden. In der Mitte des Obergeschosses z. B. liegt der Speisesaal mit einem großen Deckengemälde von Pesne, das die Flucht der Nacht vor dem Morgen darstellt. Ein zweiter Saal heißt der Muschelsaal, weil an passenden Stellen Schneckengehäuse und Muschelschalen an Wänden und Decken angebracht sind.
Von Gemälden sind vorhanden die Porträts der Eltern Friedrichs nnd die der vier Schwestern.
Von den Möbeln sind erwähnenswert der Schreibtisch des Königs und der des Prinzen Heinrich. Letzterer gehört zu einem Ruhebett, das auch noch erhalten ist und nebst dem Bett im Erdgeschoß im Sterbezimmer des Prinzen Heinrich steht. Der Prinz war in der letzten Zeit seines Lebens von einem Fußleiden geplagt und brachte seine Zeit daher meist auf einem Ruhebett zu mit dem der Schreibtisch verbunden war, sodaß die Schreibplatte herausgezogen werden konnte. Im ganzen ist also sehr wenig Sehenswertes vorhanden.
Ganz anders verhält es sich mit dem Park, denn hier hat Prinz Heinrich eine Anzahl Monumente errichtet, die sich bis auf den heutigen Tag erhalten haben. Zwei sind besonders wichtig, das eine ist seine Grabkammer aus Ziegelsteinen, die nicht weit vom Schloß steht und eine abgebrochene Pyramide vorstellt. Auf der Tafel, die den Eingang verschließt, befindet sich eine Inschrift in französischer Sprache, die vom