Kleine Mitteilungen.
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verrät noch keine Statistik, ob die zahlreich genug sich ereignenden Automobilkatastrophen immer nur solche Personen heimsuchen, die nicht so vorsichtig waren, ihr Gefährt mit einem Talisman zu versehen.
Märkische Spinnstuben. Zum Beweis, daß es noch bei uns Flachsbau und Spinnstuben gibt, legt u. A.-M. Herr Rektor Monke folgenden Ausschnitt aus dem Osthavelländischen Kreisblatt vom 15. Februar 1911 vor:
»Paaren a. W. Ein Spinnstubenbesuch hat dem Knecht H. aus Paaren eine Anklage wegen Hausfriedensbruchs eingetragen. Die männlichen Besucher der fleißigen Spinnerinnen in der Gesindestube des Bauern R. hatten sich wiederholt ungebührlich betragen, so daß ihnen das Wiederbetreten der Spinnstube untersagt war. Die Übertretung dieses Verbotes kostete dem losen Störenfriede 6 Mk. Der Amtsanwalt hatte 20 Mk. beantragt.“
Ich füge hinzu, daß es in der Provinz Brandenburg zwei Ortschaften namens Paaren gibt, beide Kreis Osthavelland; erstens Paaren, Post Falkenrehde, Dorf und Rittergut, zweitens Paaren im Glien, Dorf, Post Börnicke. Gemeint ist vermutlich ersteres.
Wo sind sonst noch in unserer Provinz zur Zeit Spinnstuben im Gange? F.
Berlin’s kältester Tag. Der kälteste Tag, den Berlin jemals erlebt hat, war wohl der 7. Februar 1740. Es sollen da, wie berichtet wird, die im Freien hängenden Thermometer, die doch gewiß schon von Berufs wegen „auf Kälte geeicht“ waren, zerplatzt sein, weil der Spiritus in der Kugel gefror und das Glas auseinandersprengte. Die strenge Kälte setzte bereits im Oktober mit —29 Grad ein und dauerte bis zum April. Etwa hundert Jahre früher (1641) herrschte ebenfalls ein grimmiger Winter; das Eis hielt sieh sogar bis zum Juli. Der Ausblick auf das Jahr 1940, der sich hieraus ergibt, braucht uns ja vorläufig noch nicht zu beunruhigen; wer weiß, wer dann noch heizt. Aber eine andere Reihe strenger Winter könnte uns die freudige Aussicht auf eisgekühlte Getränke im Sommer 1913 etwas trüben: das Jahr 1408 hatte einen sehr strengen Winter; 1608 herrschte eine Kälte, die dem Winter den Namen „der große Winter“ verschaffte; hundert Jahre früher hatte sich die Kälte allerdings um einige Jahre geirrt; sie trat erst 1513 ein, dann aber so heftig, daß man, wie es heißt, die Jahre danach zählte. Doch 1708 stimmte die Sache wieder; da erfroren die Nuß- und Maulbeerbäume, und etwa hundert Jahre später (1812) setzte schon früh ein sehr harter Winter ein, unser guter Verbündeter, der den großen Napoleon etwas mürbe machte. Glücklicherweise schlägt das Wetter gewöhnlich allen Berechnungen ein Schnippchen; vorläufig reicht’s gerade aus, die braven Kohlenhändler wieder einmal zu zufriedenen Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft zu machen; gehören sie doch gleich den Ärzten zu den Unglücklichen, denen die Leute keinen reellen Verdienst gönnen.
B. L.-A. 7. 2. 1912.
M.