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Kleine Hitteilnngeu.
Ein havelländischer Volksbrauch, der die Weckeruhr ersetzt, besteht darin, daß man abends rückwärts ins Bett steigt und mit dem linken Kuß so viel mal gegen die Wand schlügt, wie die Zahl der Stunde besagt, in der man aufwachen will. Das Mittel soll probat sein, darf aber nicht zu oft hintereinander angewendet werden. Bekanntlich gibt es auch Leute, die zu einer beliebigen außergewöhnlichen Zeit nach Vorsatz aufwachen, und vielen ist es schon passiert, daß sie von selbst rechtzeitig aufwachten, wenn sie am frühen Morgen eine Keise antreten wollen. Es scheint daher fast, als habe der Mensch im Zustande des Schlafes noch eine gewisse Zcitvorstcllung, die wir aber bei der Beurteilung der Zeitdauer sowohl beim Erwachen als auch im wachen Zustande meist vermissen. Die wenigsten Menschen wissen die zeitliche Dauer eines gehörten Musikstücks richtig cinzuschfitzen, und viele glauben, zwanzig Minuten auf die elektrische Bahn gewartet zu haben, wenn sie sechs Minuten an der Haltestelle gestanden haben, und lassen dünn ihren Unmut darüber an dem bösen Schaffner aus. Otto Monkc.
Die letzten märkischen Wolfsjagden. Der B. L.-A. hatte am 15. August 1912 folgendes mitgcteilt:
Aus Frankfurt a. O. wird uns geschrieben: Vor einiger Zeit verbreitete sich in der Gegend von Woldenberg in der N’eumark das anfänglich stark bezweifelte Gerücht, daß in der Oberförsterei Steinbusch ein Wolf gespürt worden sei. Tatsächlich wurde das Vorhandensein eines solchen Raubtieres festgestellt. Die Spuren wurden nicht nur von «lein Forstmeister und den Förstern unzweifelhaft als Wolfsspuren erkannt, von einem Förster wurde das Tier auch gesehen. Außerdem bewiesen drei getötete und angefresseno Hirsche, die man im Walde fand, deutlich die Anwesenheit eines Wolfes. Von den Forstbeamten wurde darum eine Treibjagd auf den Räuber abgehalten, die aber erfolglos verlief. Da die Zahl der Schützen zu klein war, gelangt es dem Wolf, nach der Sclilopper Forst zu entkommen.
U. A. M. Herr Rektor Otto Monke bemerkt dazu: Ob dieser Wolf, Uber den man seitdem nichts mehr vernommen hat, nicht doch nur eine Ente war, mag dahingestellt bleiben; doch kann die Mitteilung richtig sein, da ähnliche Meldungen aus dem Arnswalder und Friedeberger Kreise aus den Jahren 1885, 1886 und 1888 vorliegen. Wirkliche „Wolfsplagcn“ gab es indessen im 18. Jahrhundert. Rudolf Schmidt berichtet in Nr. 115 der Zeitschrift „Aus der Heimat“, daß im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts allein in der Kurmark Brandenburg 844 Wölfe erlegt wurden; denn im Dreißigjährigen Kriege hatte sich das Raubzeug ungemein vermehrt. Auch in früheren Jahrhunderten waren die Wölfe in der Mark sehr verbreitet. Das bezeugen die zahlreichen Orts- und Flurnamen, z. B. Wolfshagen, Wolfslake, Wolfsgarten, Wolfswinkel, Wolfsloch, Hurrensteig (Hurre= Wölfin) usw. Im Brieselang kann man sogar noch heute an der vom Alten Finkenkrug zum Brieselangkruge führenden Chaussee beim Kilometerstein 12.6 eine ehemalige Wolfsgrube sehen. Schmidt erwähnt einen bei Hangeisberg auf Befehl des Großen Kurfürsten 1652 angelegten Wolfsgartcn, auch den 1656 bei Bernau eingerichteten von 244 Ruten Größe und einen dritten bei