Heft 
(1914) 22
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Ernst Friedel, Zur Geschichte der Ziegelstraße in Berlin.

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(Ein Teil dieser Erinnerungen, welche Herr J. Rößler für die Brandenburgs 1902 niedergeschriebeu, ist bereits durch die Volkszeitung in den Dezember-Nummern 1903 veröffentlicht worden. Die jetzige Ver­öffentlichung ist aus bestimmten Gründen zehn Jahre lang verschoben worden. E. F.)

Zur Geschichte der Ziegelstrasse in Berlin.

Von Ernst Friedel.

I.

Die Ziegelstraße, eine Querstraße der großen Friedrichstraße, ist bis heutigen Tages keine bedeutende Verkehrsader und kann es auch wohl kaum jemals werden; dennoch spiegelt sich in ihrer Geschichte ein Teil der Entwicklung unserer Reichshauptstadt ab, insbesondnre hat sie lange Zeit hindurch in der Entwickelung der Ziegelindustrie eine führende Rolle für Berlin gespielt.

Nachdem im 15. Jahrhundert die landesfürstliche Gewalt, unter Zurückdrängung der auf die Spitze getriebenen bürgerlichen Stadtherr­schaft, mehr und mehr zur Geltung gekommen, lag es im Interesse des Kurfürsten, in der Stadt und nahe vor deren Toren einige Bauten auf­zuführen und diese mit höfischen Beamten und deren Anhang zu be­setzen. So entstanden die Burglehen, die Kurfürst Friedrich II., nach­dem er 1451 das neuerbaute Schloß zu Kölln a. d. Spree bezogen, in der Nachbarschaft desselben stiftete, der alte Ilof am Mühlendamm, das Hohe Haus (jetzige Lagerhaus an der Klosterstraße), sowie andere Häuser in der Heiligengeist-, Königs- und Poststraße, Schloßfreiheit usw. Dazu kommen insbesondere seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, als die Kurfürsten längst keine Hilfe mehr gegen die unruhigen Berliner und Köllner benötigten, insbesondere in der Spandauer Vorstadt und in der Dorotheenstadt die sogen. Freihäuser *), d. h. Grundstücke auf landes­herrlichem Gebiet, die von der städtischen Einquartierungslast, sowie von Grundsteuer befreit waren.

*) Eine recht gute Darstellung gewährt der AufsatzBnrglehen und Freihäuser von E. v. Siefert in Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 191:2, S. 139 folgd. Mit den Freihänsern, alles verputzte Ziegelbanten, früher über 500, hat die Bautätigkeit zumal in den letzten zehn Jahren gründlich aufgeräumt. An dem Häuschen Oranien­burger Str. 80, der Kgl. Hofkammer gehörig, das sich unmittelbar an Schloß Monbijou anlehnt, fand ich kürzlich noch Uber dem Haupteingang die BezeichnungFreihaus. Aus dem 18. Jahrh. stammend, ist auch dieses ein Ziegelbau mit Abputz.