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Ernst Friedel.
Bei dem Bau von vielen dieser Hauser spielte unsere Ziegelstraße, wie wir gleich sehen werden, eine wichtige Holle. Selbst viele Berliner, verleitet durch die grolle Länge der Friedrichstraße, glauben, daß die Ziegelstraße zur Friedrichstadt gehöre; sie ist aber von dieser durch die Dorotheenstadt getrennt und zählt noch jetzt kommunalpolitisch zur Spandauer Vorstadt oder zum Spandauer Viertel. Schon zu hnde de-. 16. Jahrhunderts war nach Friedrich Nicolai vor dem Spandauer Iure an der Spree ein kurfürstlicher Garten (wo jetzt Monbijou liegt), und es führte von dort ein einfacher Landweg nach dein späteren nördlichsten Ende der Friedrichstraße und der Spreebrücke, die Dorotheenstadt —, demnächst Weidendammer Brücke, genannt wurde. Beinahe der ganze Teil der Spandauer Vorstadt längs der Spree war Acker, gehörig zu dem daselbst 1670 angelegten Vorwerke der Kurfürstin Dorothea, die eine leidenschaftliche Hausgründerin war und den Ziegeleien viel Beschäftigung gewährt hat. Ebenso verhielt es sich mit der diesen Spuren folgenden Kurfürstin und nachmaligen Königin Sophie Charlotte, die jenen Acker in verschiedene Hausstellen einteilte und sie alsdann verschenkte, gemäß dem von ihrem Gemahl unterm 26. August Hüll erhaltenen Konsens gegen einen jährlichen Grundzins, den aber die Besitzer nachmals durch ein unter sich aufgebrachtes Kapital abgelöst haben. 1691 verschenkte sie diejenigen Teile des Ackers, worauf die Grundstücke in der Kalkscheunenstraße nach der Spree zu und zwischen der Kalkscheunen- und Kirchhofstraße (später Ziegelstraße genannt) liegen. 1697 war von dieser Vorstadt noch nichts als die Kirchgasse und große Hamburger Straße nebst etwa 4 Häusern in der jetzigen Oranienburger Straße vorhanden. 1698 verschenkte die Kurfürstin die übrigen Teile ihres Ackers, nämlich die in der Oranienburger Straße und in der Flathows-Gasse. Letztere Straße, zwischen der Artillerie- uiul Mombijou-Straße belegen, also sich vor dem hinteren Garten von Schloß Monbijou tot laufend, hatte ihren Namen von dem in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts verstorbenen Ilofrat Flathow, der einen Garten dort besaß. Diese Flathows-Gasse ist enger als die eigentliche Ziegelstraße und weicht von ihr in schiefer Richtung ab. Die eigentliche Ziegelstraße (vergl. Hermann Vogt: Die Straßen-Namen Berlins, 1885, S. 103) hieß ursprünglich „Gasse am Garten nach der Ziegelscheune“, später „Große Kalkscheunen-Gasse“. Die gemeinsame Bezeichnung für diese Straße und Flothows-Gasse als „Ziegelstraße wurde durch das Königl. Polizeipräsidium am 12. Mai 1873 bekannt gemacht. Bei Nicolai (1786) gehen die Namen Kalkscheunen- oder Ziegelstraße noch nebeneinander. S. 44 seiner berühmten Beschreibung Berlins läßt er sich wie folgt aus: „Die Kalkscheunen- oder Ziegelstraße geht aus der Wassergasse rechter Hand bis in die Damm- oder Friedrichstraße. Hier ist: Eine Königl. Kalkbrennerei links nach der Spree und das Seitengebäude