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<>. (7. außerordentliche) Wmmmlnng de* XXI. V^rein^jahr»-'.
Hier stellte der hochverehrte Vorsitzende der Brandenburgia, Herr Geheimrat Friedel, den Anwesenden Herrn Reinhold Martens als Vertreter der Gartenstadt Frohnau vor, der gern bereit sei, alle Detail- fragen zu beantworten und übergab sodann die offizielle Führung seitens der Brandenburgs dem langjährigen Mitglied des Vereins Herrn Grafen R. Thassilo v. Schlieben.
In nächster Nähe der Kapelle — deren künstlerische Innenausstattung gleichfalls das größte Interesse erweckte — befindet sich ein Hügel, der einen schönen Blick über das nach Dorf und Gut Stolpe zu sanft aufsteigende Gelände gewährt: hell blitzte die goldene Krone des Kirchturms (daher der Name „Kronen-Stolpe“) im leuchtenden Sonnenschein: hier ist historischer Boden! Stolpe war 1000 Krongut geworden zur Zeit der Kurfürstin Luise Henriette, die — hilfreich wie ein guter Engel — durch diese öden vom 30jährigen Krieg völlig aiisge- sogenen Sandstrecken schritt: sie, die reiche oranische Erbtochter, kaufte damals dies Gebiet ebenso wie eine sehr große Anzahl anderer Güter „Wälder und Haiden zur Arrondierung von Amt Bötzow“, das ihr hoher Gemahl, der Große Kurfürst, ihr 1050 geschenkt und 1657 ihr zu Ehren „Oranienburg“ genannt hatte. Wie eine wahre Mutter hat sich die schöne junge Fürstin dieses damals so unbeschreiblich armen und elenden Landstriches angenommen, der in jener Zeit — wie die ganze Mark — ja noch aus tausend Wunden blutete: Aus den in üppiger Fruchtbarkeit prangenden Niederlanden verpflanzte sie die dort in hoher Blüte stehende Kultur der Feld-, Weide- und Gartenwirtschaft nach ihrer neuen Heimat an der Havel, zog holländische Ansiedler und Baumeister in das auch menschenarme Land und verbreitete Fleiß und Gesittung, Ordnung und Wohlstand. Von dem Glück der Heimat, das sie den elternlosen Kindern schuf, erzählt uns noch heute das von ihr gestiftete Waisenhaus in Oranienburg, das die von ihr seihst bis ins Kleinste ausgearbeitete Stiftungs-Urkunde treu bewahrt; diese Urkunde ist aber nicht nur ein dauerndes Wahrzeichen ihres gütigen mütterlichen Herzens, sonderngleichzeitigein Dokument von hervorragender nationalökonomischer Bedeutung, welches von ihrem bewundernswerten Verständnis für die sozialen Fragen ihrer Zeit beredtes Zeugnis ablegt! Ihr Sohn Friedrich I., Preußens erster König, der sich nie genug darin tun konnte, das Andenken seiner von ihm über Alles geliebten Mntter zu ehren, verlieh ihrem ehemaligen Besitztum Stolpe die goldene Kirchenkrone. Das Gut gehörte später dem Oberhofprediger Ursinus, der unter dem Namen Ursin von Bär 1701 geadelt warde. Ihm folgten im Besitz die sehr alte Adels-Familie von Platen um 1724, die auch Glienicke besaß, und um 1780 die Familie vonPannwitz, von der die Güter, zu denen auch Schönfließ gehörte, vor ungefähr hundert Jahren an die Herren von Veltheim übergingen. Ihre Nachkommen haben vor