Heft 
(1914) 22
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9. (7. außerordentliche) Versammlung des XXI. Vereinsjahres.

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einigen Jahren die zur Beackerung weniger geeigneten Ländereien speziell Waldbestand im Umfang von ca. 3000 Morgen an die Gartenstadt- Gesellschaft Frohnau verkauft, die auf dem Terrain nun all diese neuen herrlichen Anlagen geschaffen hat. 1906 wurde der Kauf abge­schlossen, 1907 begann die Gesellschaft mit den Arbeiten; auf Grund eines Preisausschreibens wurde der Bebauungsplan fesfgestellt und 1908/09 nach Bedarf ergänzt. 1908 erfolgte auch die Anlage der ersten Straßen und der Bau eines Anschluß-Geleises an die Nordbahn dann der Bau des Stationsgebäudes in Verbindung mit einem großen Kasino die Einrichtung der Gas- und Wasser­leitung sowie die Anlage der großen Schmuck-Plätze, des Bahnhofs-Platzes und des Cecilien-Platzes, des Kaiser-Parks und des Rosen-A ngers. Im Juli 1912 hatte Frohnau bereits 175 Villen- Bauten mit 755 Einwohnern, von denen die weiten Sportplätze und die herrlichen Promenadenstraßen durch den Hochwald fleißig benutzt werden! Es würde zu weit führen, hier über die einzelnen Villen- resp. Landhaus-Bauten zu berichten, obwohl jedes in seiner Art ein bijoa ist, aber der Dorfanger an der alten Buche darf wenigstens nicht unerwähnt bleiben, der in einer glücklichen Verbindung der lieb­lichen alten Dorfanger-Anlage mit allem Komfort eines modernen Land­hauses exelliert. Nach dem östlichen Teile der Gartenstadt, der Frohnauer Schweiz, führte eine weite Wagentour, bei deren Schluß schon Mond und Sterne den romantischen Weg beleuchteten aber zwischen der ersten und dieser zweiten Abteilung des Ausflugs lag eine gar behaglicheKaffeepause, die in der herrlichen, riesig großen Glas-Veranda des Kasinos genossen wurde. Die herbstlich roten Ranken des wilden Weins mit ihren tiefblauen Beeten hatten diesenGlaspalast dicht umsponnen, so daß auch hier wieder die Verbindung aller ländlichen Freuden mit dem modernsten Komfort, die Frohnau so auszeichnet, aufs angenehmste ins Auge fiel!

Nachdem Herr Geheimrat Friedei dem Vorstand der Gartensladt- Gesellschaft in gewohnter formvollendeter Weise den Dank der Branden­burgia ausgesprochen und Herr Reinhold Martens im Namen der Gartenstadt-Gesellschaft für den Besuch und das allseitig bewiesene rege Interesse gedankt hatte, wurde Herrn Graf R. Thassilo von Schlieben- Birkenwerder den Verdiensten Frohnaus und der Gartenstadt-Bewegung im allgemeinen noch eingehender gerecht durch eine kurze Ansprache, die wir anbei im Wortlaut folgen lassen:

Hochverehrte Anwesende!

Eine tiefe Sehnsucht durchweht unser ganzes modernes Leben: die Sehnsucht nach der Rückkehr zur Natur, die Sehnsucht nach dem eignen Heim auf eigner Scholle! Die Sehnsucht läßt sich