Heft 
(1914) 22
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IS. (9. außerordentliche) Versammlung des XXI. Vereinsjahres.

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von einem Manne bewohnt war, der später als Bürgermeister genannt wurde. Bis in die Tage Friedrichs des Großen weisen die Schoßregister dann ansehnliche, zum Teil hervorragende Bürger als Besitzer auf. Der Erbauer des gegenwärtigen Hauses war der im Adreßkalender auf 1762 alsHoflieverant und Goldsticker bezeichnete Peter Friedrich Damm. Die Kechnungsakten für die Armee berichten über seine Lieferungen von Lederzeug und Monturen. Er kaufte 1760, nachdem er vorher in der Klosterstraße gewohnt, das Grundstück in der Breiten Straße von dem Bankier Robert von Wylich für 20 000 Taler und ließ hier in den nächsten zwei Jahren dies Haus erbauen, das mit allem Luxus der Zeit und mit einer solchen Gediegenheit ausgestattet wurde, daß es noch heute, nach 150 Jahren, für die einzigartige Altberliner Kultur der friedericianischen Zeit beredtes Zeugnis ablegt. Im Dainmschen Besitz blieb das Haus bis 1804, wo die Erben es an Johann Heinrich Neumann verkauften, der im Hofe eine Tabakfabrik erbauen ließ. Dessen Besitz­nachfolger war 1824 Willi. Ermeler, früher am Mühlendamm wohnhaft, dann am Köllnischen Fischmarkt. Über spätere Erneuerungen belehren einige Inschriften. Unter dem Namensznge des Erbauers P. F. D., 1761, steht ein E. W. Renovatum 1825 und daneben A. E. 1872. Doch ist offenbar mit großer Pietät nach Möglichkeit bei Renovierung der alte Zustand erhalten worden. Die Fassade mit Rankenfries rührt von der ersten Erneuerung her, ebenso die Kassettendecken des Vorderflures und etwa eine neue rote Tapete, neue Öfen und ähnliches. Es ist deutlich erkennbar an demgereinigten Geschmack, d. h. am Empire- und mehrfach am Biedermeierstil; aber alle diese Zutaten sind unver­gleichlich der Schönheit und Gediegenheit des Rokoko, der ersten Ein­richtung und Ausschmückung, das zum Glück nur geringe Einbuße erfahren hat. Offenbar hat ein Künstler von großem Talent und höchst­geschulter Technik die Ausschmückung des Hauses im edelsten Stil sich zur Aufgabe gemacht. Er ist nur an einer Stelle genannt. Der Meister, der dies ganze wundervoll geschaffen, war Carl Friedrich Fechhelm, d. A., derKönigliche Theatermaler; er wohnte im Hause nebenan. Gehilfen mag er wohl herangezogen haben manche stilistische Ver­schiedenheiten beweisen es; alle aber verfügten über ein bedeutendes Können und guten Geschmack. In das Haus eintretend wird der Be­schauer schon durch das wunderhübsche Treppenhaus und das kunst­volle, schmiedeeiserne Gitter der Wendeltreppe gefesselt. Wandgemälde, Rokokolaternen (jetzt für elektrisches Licht eingerichtet), zieren das Treppenhaus. Etwas nachgedunkelt lassen erstere doch die frühere glanzvolle Erscheinung erraten. In fast unveränderter Frische prangt der reiche Wand- und Deckenschmuck aller Räume, fast in allen Fällen wirken hier feinste vergoldete Stückarbeit und Malerei zusammen. Die Wunderwelt römischer Ruinen scheint es dem Künstler angetan zu