Issue 
(1914) 22
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14. (10. außerordentliche) Versammlung de* XXI. Vereinsjahre«.

eigenen Gebäude nntergebracht und durch eigene» fachmännische» Per­sonal verwaltet werden sollten. Die finanzielle Unterhaltung des erwei­terten Unternehmens stellte er durch die vorerwähnte letztwillige Verfügung sicher. Dr. Kraatz, der hochverdiente Stifter, hat die Aus­führung seines groß angelegten Planes leider nicht mehr erlebt; aber die beiden Vollstrecker seines letzten Willens, der Entomologe Dr. Walter Horn, sein Schüler und Prof. Rud. Bucholz haben in »einem Sinn Bau und Einrichtung des Museums in Dahlem durcbgeführt, das am 11. Dezember durch den König unter dem Namen .Deutsche» Entomo- logisches Museum die behördliche Weihe empfangen hat. Die vor­gestrige Einweihung sah die Anstalt schon in vollem Betriebe. Sie verfügt z. Z. über sechs Arbeitskräfte, darunter vier Entomologen und zwei weibliche Hilfskräfte, deren besondere Befähigung für zahlreiche, sich bei Ordnung und Pflege der Sammlungen bietende feine Arbeiten sehr anerkannt wird. Bereits sind sechs Sammlungen anderer Sammler durch Kauf mit der Kraatzschen Sammlung vereinigt, weiterer Zuwach» steht in der obengedachten Art aus letztwilligen Verfügungen einer Anzahl für die Zwecke des Museums gewonnener Sammler künftig bevor.

Der Rundgang durch das Museum, in vier Abteilungen zu je fünf­zehn Personen unter Leitung je eines der vier Entomologen aupgeführt, erregte die höchste Bewunderung aller Teilnehmer, die mit großem Interesse der ihnen in liebenswürdiger Art dargebotenen eingehenden Belehrung folgten. Es sind^bis jetzt schon mehr als eine halbe Million Insektenarten gesammelt und beschrieben, das ist mehr an Spezies, als in allen anderen Tierklassen zusammengenommen bekannt sind. Die Leiter des Museums glauben, daß hiermit das Gebiet noch nicht erschöpft ist und wohl noch Hunderttausende in den Bereich der Erforschung und Beschreibung zu ziehen sind. Es ist schwer zu sagen, welches Sonder­gebiet das größte Interesse der Beschauenden auf sich lenkte. Die herr­lichen Schmetterlinge waren es keineswegs allein, mit ihnen warben um den Preis der Bewunderung die Käfer,^die Libellen und Heuschrecken, die Grillen, Bienen, Wespen, Fliegen; ja selbst die Wanzen ließen er­kennen, daß sie im Punkte der Färbung von der Natur keineswegs ganz vernachlässigt sind. Trefflich jerscheint vor allem auch die übersichtliche Anordnung, z. B. das einfache Kenntlichmachen der Herkunft und Heimat der Insekten durch die Farbe derJSchilder: weiß bedeutetEuropa, blauAfrika, grünAmerika, gelbAsien und rotAustralien, nach Vorbild des Kgl. Zool. Museums in Berlin. Verständnis für den Wert, den feine Frauenarbeit für das Museum hat, erkannte man u. a. an den Kleinschmetterlingen, deren kleinste mit ausgebreiteten Flügeln sich innerhalb eines Millimeters halten; die kleinsten Käfer sind noch weit winziger. Das Museum ist z. Z. wochentags von 9 2 Uhr den Entomologen geöffnet, auf Wunsch lassen sich bei vorangehender