15. (5. ordentliche) Ver»»iuralunjf de« XXI. Vereinajahres
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im Verlage von Reimar Mobbing in Berlin in 10 Bänden eine tatsächlich vollständige Übersetzung erscheinen, die u. a. auch ausgezeichnet sein wird durch eine lückenlose Veröffentlichung der Adolf Menzeischen Zeichnungen aus friderizianischer Zeit, deren begeisterter Schilderer der große Künstler war. Zu den bisher nicht übersetzt gewesenen und daher wenig bekannten Schriften Friedrichs gehören an erster Stelle dessen zahlreiche satirische Schriften in Prosa und in Versen. Man kann es verstehen, daß von einflußreichen Kreisen dem genaueren Bekanntwerden gerade dieses Teils der Werke Friedrichs von jeher eifrig widerstrebt worden ist; denn der Freund und Bewunderer Voltaires nahm im Kampf für Aufklärung natürlich niemals ein Blatt vor den Mund. Aber schon die flüchtige Bekanntschaft mit einer der hervorragenden Schriften dieser Gattung, welche Herr Eberhard König für jene Gesamtausgabe übersetzt oder, wie er sagt, nachgedichtet hat, verschaffte den Hörern die Überzeugung, daß hier dem deutschen Volke nachträglich ein wertvolles Geschenk zuteil wird. Sehr zutreffend bemerkte der Redner einleitend, daß Friedrich seinen Gegnern nicht nur als Feldherr, sondern auch an Geist, Wissen und Witz so außerordentlich überlegen war, daß er es als ein Bedürfnis empfand, sich auch dieser Waffen zu bedienen, und daß in den unsäglich schwierigen Hagen, in denen er sich zeitweise befand, die literarische Beschäftigung von ihm als eine große Erleichterung von angesaimneltein Groll und Unmut empfunden wurde. Wenn demnächst diese Schriften mit den begleitenden Zeitninständen bekannter sein werden, als sie es heute sind, wird das deutsche Volk noch mit ungleich größerer Verehrung zu dem Manne aufschauen, der nie verzagte, der in den Pausen zwischen den entscheidenden Schlachten die Muße und Sammlung gewann, sich die Sorge vom Herzen zu schreiben, und der dabei doch echt deutschen Idealismus entfaltet, der ihn turmhoch über die Spötter stellt, deren lustige Behandlungsweise der menschlichen Dinge er sich gleichwohl zu eigen macht. Der Vortragende las zuerst ein schwungvolles Gedicht Friedrichs vor, das der Eigenart seiner wackeren Preußen voll gerecht wird, und gab alsdann Auszüge aus einer umfangreichen Satire, bezeichnet „Das Palladium“, die während des Zweiten Schlesischen Krieges, zwischen der Schlacht bei Hohen friedberg — 4. Juni 1745 — und der Schlacht bei Soor — 30. September — im Feldlager geschrieben sein muß; denn sie behandelt mit verdientem Spott ein Ereignis aus dieser Zeit. Bekanntlich war damals Frankreich im Bunde mit Preußen, und der französische Gesandte Marquis Valori im preußischen Feldlager anwesend. Diesen aufzuheben uud gefangen zu nehmen, hatte der österreichische Heerführer Prinz Carl von Lothringen (Karlchen — Charlot — nennt ihn der Verfasser nur) Befehl gegeben. Es wurde von den Panduren aber nur der Sekretär des Gesandten, der sich für seinen Herrn ausgab, gefangen genommen. Das Ereignis scheint an sich ziemlich unbedeutend, der