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ausgestellt gewesenen Modelle von Personen- und Güterpostwagen, Bahnpostwagen, Briefkasten, Feldpostgeräten und anderen technischen Hilfsmitteln, ferner die amtlichen Kurskarten, Pläne usw., sowie die große Postwertzeichensammlung des vormaligen preußischen Generalpostamts. An diesen Kern der Sammlung schloß sich im Wege der Erwerbung und Schenkung sehr bald weiteres, wie u. a. eine wertvolle historische Sammlung telegraphischer Apparate. Dies Anwachsen und Aufblühen, die immer erfreulicher werdende Vielseitigkeit der Sammlungen drängte dazu, die Plan- und Modellkammer zu einem Post- und Telegraphenmuseum auszugestalten und dessen Zweck angemessen dahin zu erweitern, daß hier ein getreues Bild geboten werden solle von der kulturgeschichtlichen Entwicklung des Verkehrswesens, von den Völkern des Altertums beginnend bis zur neuesten Zeit. Wenn anfänglich hierbei vielleicht ausschließlich an die Beamten der Keichspost- und Telegraphenverwaltung gedacht und im wesentlichen beabsichtigt war, diesen für ihre Studien des Werdens und der Fortbildung der Verkehrseinrichtungen umfassende Hilfsmittel an die Hand zu geben, so wurde auch diese Zweckbestimmung bald als erheblich zu eng erkannt; denn es ergab sich, daß die Sammlungen das lebhafteste Interesse weitester Kreise erweckten. So erwuchs das Keichspostmuseum, gleichberechtigt neben den anderen Museen der llcichshanptstadt, zu einer Quelle des Wissens und Verstehens von wichtigen Seiten der Entwicklung der Menschheit, vom Entstehen und Wachsen des Menschen und Völker verbindenden, Frieden und Gesittung fördernden Verkehrs. Ähnliche weitschauende Absichten mochte wohl auch der Urheber des Unternehmens von Anfang an gehabt haben. Es entsprach aber seinem praktischen Sinn, es so anzufangeu, wie er getan; andererseits ist der ideale Flug des Mannes auch an dieser Stelle daran kenntlich, daß er nach und nach Dinge in die Sammlungen aufnahm, die mit dem Zweck der Belehrung wenig zu tun hatten, — zu erinnern an den wundervollen Schmuck allegorischer Darstellungen und Skulpturen, an Adolf von Menzels „Eros als Bote“, an Carl Rathjens Uemäldezyklus zu Lenaus Gedicht „Der Postillion“ und anderes. — In diesem Punkte hat auch der Mann den Geueral- postmeister richtig verstanden und ist in seinen Fußtapfen weitergewandelt, dem lange Zeit die Sorge für das Reichspostmuseum anvertraut war: der kürzlich verstorbene Geheime Oberpostrat Hennicke. Auf ihn ist der Gedanke zurückzuführen, das Standbild Stephans im Lichthofe zu umgeben mit den Modellen des allerjüngsten Verkehrsfortschrittes, der Luftschiffahrt, deren gewaltigen Aufschwung jener zwar nicht mehr erlebte, die an ihm aber sicher einen begeisterten Freund gefunden haben würde. Einen stimmungsvolleren Schmuck, eine angemessenere Bestimmung konnte dem schönen Lichthof gar nicht gegeben werden.
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