100 18. (12. auKerordentl.) Versammlung de* XXI. Veroiusjahre»
An dieser Stelle von den Schätzen des Reichspostmuseums im einzelnen zu sprechen, verbietet sich bei deren überquellender Fülle und Vielseitigkeit. Die Führung begann mit der Luftschiffahrtsabteilung, den trefflichen Modellen der verschiedenen zurzeit vorhandenen Luftfahrzeuge, 12 an der Zahl, den von der Geschichte der Fliegkunst erzählenden Abbildungen, Urkunden, Denkmünzen, den Bildnissen von Luftschiffern in Kupferstisch, Lithographie und Photographie. Es folgte der Besuch der geschichtlichen Abteilung, beginnend mit den Aegyptern, denen für ihr Schreibbedürfnis der Papyrus zu Gebote stand, wärend Babylonier und Assyrer sich der viel bequemeren Tontafeln bedienten. Mit ehrfurchtsvollem Staunen wurde eine vortreffliche Nachbildung jener berühmten Basaltplatte von Rosette betrachtet. Die 1799 von Champollion aufgefundene Platte verdankt ihre Berühmtheit dem Umstande, daß sie das gleiche Dekret der Priesterschaft iu hicroglyphischer, demotischer und griechischer Sprache enthält, und hiermit den Schlüssel zum Verständnis der beiden erstgenannten Sprachen geliefert hat. Kaum minder fesselnd wirkte die Nachbildung einer griechischen Skytala. des von den Griechen zu geheimen Sendungen benutzten „Briefstabes“. Er wurde mit einem Pergament- oder Lederstreifen fest umwickelt, auf diesem in der Quere die zu sendende Botschaft niedergeschrieben, worauf der Streifen abgewickelt und an den Empfänger gesandt wurde, der die zerstreuten Schriftzeichen nur dadurch entziffern konnte, daß er den Streifen in gleicher Art um einen gleich großen Stab schlang. Viel bequemer machten sich bereits die Römer ihre Briefsendungen, indem sie hölzerne, hörnerne oder elfenbeinerne Täfelchen mit schwarzem Wachs überzogen und mit einem Schreibgriffel, meist aus Tierkuochen, die Schriftzeichen in das Wachs eingruben. Reich ist die römische Sammlung auch an Abbildungen, Nachbildungen und Originalen von Räderfuhrwerken und wichtigen Teilen solcher und an allegorischen oder der Wirklichkeit entsprechenden, auf das Verkehrswesen bezüglichen Darstellungen, namentlich solchen aus Pompeji. Von den nordisch-germanischen Völkern sind mehrere hervorragend seltene und interessante Dinge vorhanden: einige Schriftproben, von Felseninschriften und Runensteinen herrührend, die Nachbildung eines nordischen Wagens aus dem 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, ein Wagenrad aus der Zeit der Völkerwanderung, schön geschmückte, für Zugtiere bestimmte Geschirrteile, in einem Grabe gefunden, u. s. f. Immer reicher zeigt sich im Fortschritt der Zeiten das Verkehrswesen im Mittelalter, nachgewiesen an Schriftproben, Briefen, Botenwesen, am Wagenbau, an Bespannung, Sänften usw.; doch erst die Erfindung der Buchdruckerkunst gibt den Anstoß zu einem gewaltigen Aufschwung des Verkehrs. Das 16. Jahrhundert regelt die Postkurse, das Botenwesen, sieht die ersten Personentransportwagen und das erste Generalpostmeisteramt in Deutschland