Heft 
(1914) 22
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100 Jahren, auf die Zeit, in der auch Berliu grolle Opfer für das Vater­land brachte, wo dem Könige namentlich in Breslau vor Augen gestellt wurde, was Volkswille, Volkswünsche und Volkskönnen bedeuten. Es ist notwendig, daß der Geist jener Tage immer wieder belebt wird, damit als Ergebnis der Erinnerungsfeier da9 Wiederaufleuchten der Tugenden zutage tritt, die im öffentlichen Leben Wert behalten: die Liebe zu König und Vaterland.

Ebenso fordert das Jahr 1913 zu einem Rückblick auf die 25 jährige Hegiernngszeit unsers Kaisers auf. Als Wilhelm II. 1888 die Regierung antrat, war die Begeisterung für seine Person naturgemäß noch nicht so lebhaft wie heut. Vor aller Augen stand noch frisch das Bild des alten Heldenkaisers in seiner titanenhaften Größe, und das Mitgefühl für seinen Sohn, in dem das Volk den Vertreter der neuen Zeit sah, füllte aller Herzen. Der dritte Kaiser stand ihnen noch fern, viele wußten nicht, was sie aus ihm machen sollten. Er war ein junger Generalmajor; man wmßte von ihm, daß er als erster deutscher Fürst durch die öffent­liche Schule gegangen war, kannte seine militärischen Neigungen und fürchtete, er würde wie einst Friedrich II. unmittelbar nach der Thron­besteigung zum Schwerte greifen. Die Kriegsgelüste Frankreichs hätten billigen Vorwand geboten. Es kam anders, und man sieht, wie schwierig es ist, eine Persönlichkeit in so hoher Lebensstellung von vornherein richtig zu beurteilen. Heut liegt sein segensreiches friedliches Wirken klar vor uns.

Er hat durch das Betonen der kaiserlichen Macht den Kaiser­gedanken in das Empfinden des Volkes hineingetragen und durch sein glänzendes Auftreten in Ausland auch fremden Völkern die Reichsidee vor Augen geführt. Aber er hat auch dafür gesorgt, daß wir, beneidet von unsern Feinden ringsum, auf uns selbst vertrauend, die innere Kraft durch Förderung des Heer- und Flottenwesens steigerten. Die Zahl der Truppen wurde vermehrt, und die Vereinfachung der Bestimmungen sowie die Erziehung des einzelnen Mannes, erhöhten die Schlagfertigkeit des Heeres in einer Weise, daß wir einen Angriff mit Ruhe entgegensehen können. Die Kieler Flottenparade zeigte, was aus der deutschen Flotte in 25 Jahren geworden ist.

Dem höheren Schulwesen hat der Kaiser wiederholt seine Für­sorge bewiesen. Ihm ist es zu danken, daß an Stelle des geistlosen grammatischen Betriebs der alten Sprachen die Einführung in den Geist der klassischen Schriften mehr und mehr betont und die Germanen zu Geisteserben des Hellenentums wurden.

Aber auch das wirtscliafliche Leben hat z. B. durch Vermehrung und Verbesserung der Verkehrsmittel und Verkehrswege eine stetige Förderung erfahren.