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Helfer des Großen Kurfürsten im Marine- und Kolonialwesen Kurbrandenburgs“, gehalten von unserm Mitglied Christoph Voigt.
Das Regierungsjubiläum unsers Kaisers, ein denkwürdiger Abschnitt in der Geschichte unseres Volkes, lenkt den Blick zur Vergangenheit, zum Werdegang Brandenburg-Preußens zurück, vor allem aber zu dem Gründer unseres heutigen Staatsgebildes, dem Großen Kurfürsten. Von den Männern, die ihm ihre Kräfte geweiht, sind für die „Brandenburgia“ im besonderen 2 Männer bemerkenswert: der niederländische Admiral Gijsels van Lier und der preußische Edelmann Otto Friedrich von der Groeben.
Der eine hat seine reichen Erfahrungen im Marine- und Kolonialwesen der Generalstaaten für Brandenburg nutzbar gemacht, der andere war dazu berufen, die kolonianischen Pläne seines kurfürstlichen Herrn in die Tat umzusetzen.
1. Gijsels van Lier.
1580 zu Schloß Löwenstein im Gelderland geboren, geht er 16 Jahre alt zur See; schnell emporsteigend wird er Flottenbefehlsbaber im Maleyen-Archipel und Gouverneur von Amboina. HJ41 befehligt er die den Portugiesen zu Hilfe gesandte Flotte, findet aber nicht die verdiente Anerkennung und tritt 1647 auf Vorschlag des Prinzen Friedrich Heinrich von Orauien in die Dienste des Großen Kurfürsten, dem er in einer Denkschrift die Vorteile einer brandenburgisch-ostindischen Kompagnie auseinandersetzt. Seine Tätigkeit erstreckt sich auf das Wirken für den Marinegedanken (Verhandlungen mit dem deutschen Kaiser wegen Anknüpfung überseeischer Beziehungen), der später in der Schaffung einer Flotte durch Raule verwirklicht werden sollte. Seine Haupttätigkeit beruht indes in der Kolonisation der Lenzener Elbwische, die durch die Schädigungen des 30 jährigen Krieges entvölkert darniederlag. Hier nimmt er 1650 auf Burg Lenzen seinen Wohnsitz, nachdem er zum Geheimen Rat und Erbgerichtsherrn ernannt ist und das dortige Amt in Erbpacht erhalten hat. Ihm dankt die Wische die Einführung des Kartoffel- und Flachsbaues, Einrichtung von Spinnstubenabenden; ferner ordnet er das Gerichts-, Pfarr- und Schulwesen und pflegt künstlerische Bestrebungen (Maler Pynaker). Vor allem verdient seine Sorge für die Elbdeichbauten hohe Anerkennung. 1676 stirbt er und wird in dem von ihm errichteten Gruftanbau an der Mödlicher Kirche beigesetzt; neben ihm ruht seine Tochter Clara, die ihn zwei Jahre überlebt hat. Sein Nachlaß, darunter 20 Volumina schriftliche Aufzeichnungen über die Kolonialgeschichte der Generalstaaten, geht nach Holland, wahrscheinlich an seinen Sohn, der als Kapitän in holländischen Diensten stand. Noch heut ist sein Andenken in der Wische gesegnet; auch die Sage hat sich seiner Person in sinnigen Überlieferungen