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20. (13. auUerordentl.) Wr-aminliinif de* XXI. Verein«j»hr>*.
S. 163 der Festschrift heiUt es: „Die Kirche ist im spätgerma- nisclien, dem sog. jÜbergangsstyl entworfen. Germanisch und nicht mit dem falschen Worte romanisch sollte man den Styl bezeichnen, welcher sich bei germanischen Volksstämmen eigenartig und großartig herausbildete und in den deutschen Gauen seine lieblichste und vollendetste Rlüte erreichte. Sein Ursprung reicht in die aus der antiken hervorgegangeue altchristliche und byzantinische Baukunst, deren charakteristisches Merkmal die stete Wechselwirkung zwischen Italien und Byzanz ist, und deren herrliche Werke wir nicht nur in den Bauten christlich-römischer Kaiser, sondern als Deutsche vor allem auch in den Bauten des kunstsinnigen großen Ostgothen-Königs Theo- dorich in Ravenna bewundern. Von hier nahm Karl der Große die Muster für Deutschland, vor allem für den Dom in Aachen; von hier schmückte er seine große Kaiserburg bei Ingelheim am Rhein mit den Kunstschätzen, den Mosaiken, den herrlichen Säulen des Palastes Theodorichs. Aus diesen byzantinischen und ostgothischen Vorbildern entwickelte sich im 10. Jahrhundert bei den germanischen Stämmen, vorzugsweise in der Lombardei, in Deutschland und in der Normandie mit eigentümlicher deutscher Kraft und mit urdeutscher, oft noch bis ins Heidentum zurückreichender Anschauung, aber im Geiste der neu anbrechenden Zeit, der unübertroffen dastehende, erhabene, eigenartige germanische Baustyl. Die Entwickelung deutschen Herzens und deutschen Sinues ist in ihm verkörpert, jugendliche Schwärmerei vcf» bindet sich mit neckischem Übermut, feurige Begeisterung mit tiefer Schwermut. Alles aber trägt den Stempel innerlicher, kindlicher Wahrheit, ohne Falsch, ohne jede Geziertheit. — — Bis in den Norden Deutschlands, namentlich im Braunschweigischen, im Harz, vereinzelt sogar in der Mark Brandenburg haben wir aus jener Zeit herrliche Bauwerke.“
Der 100jährige Geburtstag Kaiser Wilhelms des Großen wurde in der zu seiner Erinnerung erbauten KWG.-Kirche am 21. März 1907 mit besonderem Gepränge gefeiert.
Die Schlußabrechnung erfolgte im März 1908; darnach betrugen die gesammten Kosten des Baues und der inneren Ausstattung 0 410 000 M., davon hat das Kaiserhaus fast 1000 000, der Evang. Kirchenbau-Verein über 3 000 000 M. gespendet.
Das Langschiff und die beiden Querschiffe enthalten 1147, die Emporen 743 Sitzplätze, im ganzen sind also 1760 feste Sitzplätze vorhanden, welche durch Stühle auf mehr als 2000 gebracht werden können.
Die Glasmosaiken sind aus der der Brandenburgs von mehrfachen .Besuchen vorteilhaft bekannten Deutschen Glasmosaikanstalt Wiegrnann, Puhl & Wagner in Neukölln.