Heft 
(1914) 22
Seite
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20. (13. «aiW«Henri.) Vertanimlnng He» XXI. Vereinnjahre*. 12*»

Ich habe schon auf dio mancherlei Schwierigkeiten hiugewiesen, die bei dem Bau der KWG.»Kirche zu überwinden waren, möchte dies­bezüglich aber noch auf Frhr. von MirbachsSchlußbemerkung in seiner Festschrift S. 204 nnd 20f> aufmerksam machen, weil es auch ein Kapitälchen aus unserer großberliner Heimatkunde, wenn auch nicht gerade ein besonders erfreuliches berührt.

Herr Frhr. v. Mirbach sagt:Der Bau der Kaiser-Wilbelm-Ge- däclitnis-Kirche und die Begründung der Parochie entstand unter den denkbar schwierigsten und verwickeltsten aber deshalb doppelt interessanten und lehrreichen Verhältnissen, und trotz aller dieser Verhältnisse ist eine so große Kirche mit ihrer neuen Gemeinde wohl noch niemals in so kurzer Zeit begründet worden. Es waren zur Mit­wirkung nicht nur wie gewöhnlich die zahllosen staatlichen, kirchlichen und städtischen Interessen verpflichtet, sondern es traten auch viele neue Instanzen dadurch hinzu, daß die Kirche zu mehreren Orten, Berlin, Charlottenburg, Schöneberg und Wilmersdorf, gehören sollte. Eine Gemeinde gab es nicht, den Bau und alles, was zur Begründung der Gemeinde nötig war, leistete eine Privatgesellschaft, der Bauplatz mußte unter nicht leichten Verhältnissen in einzelnen Teilen von städtischen Behörden, Privatgesellschaften, Privatbesitzern und dem Fiskus erbeten, stellenweise erkämpft werden. Bei der Regelung so schwieriger und verwickelter Verhältnisse spielten natürlich die Juristen eine sela- wichtige, unentbehrliche Rolle. Aber hierin liegt auch gleichzeitig ein erschwerender Umstand. Jede Instanz bat ihre Juristen, und man kann oft sagen: so viel Juristen, soviel verschiedene Ansichten. Legion sind in den meisten Fällen die Korrespondenzen und die Auseinandersetzungen. Spitzen sich aber die Meinungsverschiedenheiten erst zu, so entwickeln sich namentlich da, wo so viele Gemeindeorgane und sonstige Körper­schaften mitzureden haben, langatmige Kämpfe und gegenseitige Ge­reiztheit, und dann geht alles rückwärts statt vorwärts. Unter diesen Zuständen leiden alle Instanzen und Behörden, aber noch mehr das Gute, was geschaffen werden soll, gar nicht zu gedenken des unnützen Verbrauches an Kräften, der ungeheuren Zeit- und Papierver­schwendung.

Der Gedanke, eine Kaiser Wilhelm-Gcdächtnis-Kirche zu bauen, wäre schon in seinen ersten Anfängen in den hochgehenden Wogen der schriftlichen Korrespondenzen und Auseinandersetzungen unterge­gangen, wenn das, was der schriftliche bureaukratische Weg ergeben hatte, als maßgebend angenommen worden wäre, und wenn man nicht in den meisten Fällen sich mit einem großen Schwung über das Alt­hergebrachte unter allseitiger Zustimmung hinweggesetzt hätte.

Wir heut hier Versammelten merken von diesen Vorgängen, Gott Lob! dem herrlichen neuen evangelischen Gottestempel nichts an. Wir