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JO. (IX. «nteronlentl.) Ver««mmlnn^ »I« XXI. \>rein»jahrM.
sagen vielmehr dankerfüllten Herzens: I>as Werk loht seinen Meister! und Ende gut, alles gut!
Hiermit beendete Geheimrat Friedei seinen Vortrag und lud zu einem Rundgang durch die Kirche ein, der unter Vortritt des Kirchenbeamten Herrn Jacob und dessen sachkundigen Erklärungen vor sicli ging. Die Kaiser Wilhelrn-Gedächtnis-Kirche i>t indessen so reich au künstlerischem Schmuck mannigfaltigster Art, daß in Nachfolgendem nur in äußerster Kürze davon berichtet werden kann.
Der Grundriß der Kirche mußte den Abmessungen des Platzes und dem evangelischen Gottesdienst als Predigtkirche angepaßt werden. Daraus ergab sich in der alten Form des lateinischen Kreuzes ein Lang- schiff von nur 45 m und kurze Querschiffe, sowie im Schnittpunkt eine große quadratische Vierung mit abgestumpften Ecken von 22 in in der Diagonale. Das Langschiff wird gegen Osten durch einen im halben Zehneck gebauten Chor geschlossen, dem als Vorbild der Chor des Doms in Gelnhausen gedient hat. Vor das Langschitf, an dessen Westseite, ist, fast 20 m breit und 7 in tief, eine Halle, die Gedftchtnishalle, vorgelegt. Aus ihr führen Treppen zur Orgel empor. Durch fünf von
Säulen eingefaßte Fenster erhalten Gedächtnishalle und Treppen Licht. Eine schmale, gewölbte Vorhalle, über die sich, auf gewaltigen Pfeilern der drei offenen Portale uud der Innenwand der Gedächtnishalle ruhend, der Turm erhebt, bildet den Eingang zur Gedächtnishalle. Die
drei reich ornamentierten Türen, die aus der Vorhalle in die Gedächt
nishalle führen, sind in Bronze gegossen, die mittlere zeigt Sternbilder und — eine merkwürdige Zusammenstellung — Maikäfer. Alle übrigen eichenen Kirchentüren tragen schmiedeeiserne Verzierungen. Die Bogenfelder über allen Portalen enthalten Reliefs in Sandstein.
Betritt man das Innere der Kirche, so ist der erste Eindruck der einer märchenhaften Schönheit. Die Pracht der bunten Glasfenster, des Mannorschinucks, der farbigen Mosaikbilder, des von einem hohen, in Mosaik ausgeführten Triumphbogen abgeschlossenen Chores mit dein Altar in seiner Mitte, über dem unter goldigem Baldachin die leuchtende Christusgesalt steht, zur Rechten die weiße Kalksteinkanzel, zur Linken die reich gezierte Kaiserliche Loge, alles das wirkt überwältigend! Man bedarf der Zeit und Sammlung, um sich nun der Einzelheiten des Schmuckes zuzuwenden und dort immer neue Feinheiten und Reize zu entdecken. Hierzu gehört vor allem die Behandlung des Chores als des Glanzpunktes und seine dunkle Umrahmung gegen das Innere der Kirche; ferner die Wahl des Marmors, wobei aufdringliche Buntheit der Farbe ebenso vermieden ist, wie das grelle weiß carrarischen Marmors. Der ^weiß-grüne Cipoline-Marmor von der Insel Euböa war eine höchst glückliche Wahl des Architekten. Bedeutend wirkt ans der Mitte der Kirche gesehen auch die Orgelempore unter säulengetragenen, mit