Heft 
(1914) 22
Seite
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Mosaik bedeckten Gewölben, die ähnlich so auch die I lecke der Lang- schiftemporen bilden, lu diesem westlichen Teil des Langschift's reiht sich Kunstwerk an Kunstwerk, seien es Reliefs in weißem Sandstein, Mosaikbilder oder Glasfenster von solcher Feinheit der Herstellung, daß inan versucht ist, was zartester Glasfluß ist, für einen dünnen Belag aufgetragener Farbe zu halten. Hier erzählt fast jede Nische von kost­baren Geschenken, die zu höherem Schmuck der Kirche, ihr von be­güterten Stiftern und Stifterinnen zugewendet worden sind. Ein nicht hoch genug zu schützender Reiz des Innenschmucks ist der Wahl des Farbentons aller größeren Mosaikarbeiten zu danken. Man hat es ver­mieden, leuchtendes Goldmosaik zu verwenden, und statt dessen ein Gemenge zahlreicher Schattierungen in gelblichen, grünlichen und Orangetönen benutzt, zum Teil, wie in der großen Vierung, in ver­schiedenster Musterung, auch in einfachen Linien, zum anderen Teil, wie in den Querschiften, ohne jegliche Musterung, durch ganz willkür­liche Mischung der genannten Grundtöne mit Goldsteinchen Es ist besonders erfreulich, daß alle diese Mosaiken hinsichtlich der Hervor­bringung jener einfachen harmonischen Wirkung, wie erwähnt, das Werk einer hiesigen Glasmosaikfabrik sind. Es ist an dieser Stelle nicht möglich, volle Rechenchaft zu geben von den zahlreichen Bildern von Aposteln, Kirchenvätern, Engeln und Erzvätern, die als Skulpturen, als Glasbilder, oder wie die vier gewaltigen, 6 1 m großen, auf Wolken schwebenden Erzengel oberhalb der großen Vierung, als Mosaikbilder feile des Gotteshauses bilden; aber noch einmal muß auf die großen Fensterrosen mit ihrem funkelnden Schmuck herrlichster Glasbilder hin­gewiesen werden, von derem magischen Licht zumeist der zauberische Reiz dieses Kircheninnern von großer Schönheit ausgeht nnd bedingt ist.

Doch man darf bei einer Schilderung der Kaiser Wilhelm-Gedächt­niskirche, die, verglichen mit dem hier entfalteten Reichtum edelster Architektur und Kunst, immer nur dürftig sein kann, wenigstens jenen Teil der Kirche nicht unbeschrieben lassen, der wesentlich dem Gedächt­nis an den ersten llohenzollernkaiser gewidmet ist, die oben schon in ihrer Eingliederung in das Gesamtbild erwähnteGedächtnishalle. Der farbige Mosaikboden zeigt in der Mitte den Erzengel Michael. Die Gurtbögen des Gewölbes ruhen zu beiden Seiten auf roten schwedischen Granitsäuleu mit Sandsteinkapitälen. Dem mittelsten Hauptportale gegenüber befindet sich die große Tür, die in das Innere der Kirche führt. Den beiden Seitenportalen gegenüber liegen die mit Marmor­reliefs bedeckten breiten Pfeiler, deren einleitend als Träger des Turmes gedacht wurde. Kennzeichnend für die eigentliche Bestimmung der Halle, das Gedächtnis an Kaiser Wilhelm I. wachzuerhalten, sind die hier in großer Fülle vertretenen Erinnerungen an ihn und sein Haus. Die gesamte untere Fläche des Gewölbes zeigt über reichornamentiertem