142 21. (8. ordeiitl.i VersaimnlniiK de* XXI. Ver*in*j*hrr*.
Nauen, Luckau, Crossen, Brandenburg, vor allein Steudal und Tanger- münde, dessen mit Turm verbundenes, 14J8 erbautes Torhaus in weiten Kreisen als eine Sehenswürdigkeit gilt. Wie man ein Tor als Schmuck erhalten kann und doch unter seinem Vorhandensein den Verkehr nicht leiden läßt, beweist die vorbildliche Art, wie die Stadt Lübeck ihr Holstentor allen Abbruchgelüsteu entzogen hat. ln derselben Art, für die ja auch Paris in der Erhaltung seiner Porte St-Denis und Porte St-Martin die Wege gewiesen hat, wäre die Erhaltung manchen schönen Tores möglich gewesen, dessen Architektur man sich gegenwärtig höchstens im Bilde erfreut. Vom Auslande gilt, was über Zerstörung auch dort früher allgemein vorhanden gewesener Tore weniger durch Belagerung, als durch Abbruch gesagt ist. Mehr als in Deutschland scheint man in anderen Ländern an den Zeugen kriegerischer Vergangenheit und mörderischer Berennung der Städte Anstoß genommen zu haben. Nichstdoweniger wußte der Vortragende auch von einigen schönen Toren in Spanien zu erzählen und sie im Bilde vorzuführen. Recht interessant waren seine Darlegungen, wie ursprünglich die größte Unregelmäßigkeit bei Anlegung der Tore geherrscht hat, bis man allmählich auch in diesem Punkte zu festen Bauordnungen gelangt war. Recht interessant ist der häutige Schmuck der Tore mit Inschriften, die nicht immer gerade für den Ort geeignet erscheinen. So tindet inan an drei märkischen 'Foren: in Müncheberg, Jüterbog und Mittenwalde, die Inschrift: „Wer seinen Kindern gibt das Brot und leidet selber Not, den schlage mit dieser Keule tot“. Da war die Inschrift schon passender, welche die Spanier am Festungstor des von Franzosen belagerten Arras anbrachten: „Quand les souris mangeront les chats, les Fram;ais
prendront Arras“. Als die Franzosen Arras erobert hatten, entfernten sie einfach das „p“ vor prendront. Die weiteren Ausführungen des Vortragenden über die Entwicklung der Toranlagen war von hohem Interesse, und angesichts der schönen architektonischen Wirkung, die er an zahlreichen Beispielen nachwies, werden die Zuhörer ihm beigepflichtet haben, daß mit unseren heutigen Anschauungen die Zerstörung mittelalterlicher Tore nicht mehr vereinbar ist.
Der Vortrag wurde mit großem wohl verdientem Beifall mit herzlichem Dank seitens des Vorsitzenden aufgenommen.
XXII. Hierauf freie Vereinigung im Marinehause.