Heft 
(1914) 22
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i. i'l. .uilSet-nr'li'iitliclif) Versammlung' <le» XXII. Vereinsjahre«

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im Winter die Havel zum Schutze aufeisten, den Weg zur Stadt, die sie nun plünderten. Auch in 7 jährigen Kriege blieb Werder nicht verschont. Hoch war einst in der Lehniner Fehde im Jahre 1400 Gans von Putlitz, der mit Hans von Quitzow, Henning von Ziesar und Henning von Groeben in Werder eingedrungen war, von den Bürgern gefangen und gebunden worden, während 2 seiner Knechte erschlagen wurden, wie der Abt von Lehnin berichtet. Aber die Spuren jener verwilderten Zeit machten sich auch in Werder bemerkbar. Der Stadtrichter Irmisch schreibt:Die Insel Wehrder heiüet im gemeinen Sprichworte die Insel der Einigkeit, sie könnte aber füglich die Insel der Uneinigkeit genannt werden; denn die Unverträglichkeit ist eingerissen, daß kein Ermahnen und Züchtigen helfen will. Auch gilt das Faustrecht zu viel denn alle Händel werden damit abgetau und enden sich gewöhnlicherweise mit blutigen Köpfen. Die Menschen sind zum Umgänge wenig geschickt, garnicht aufgelegt, vertrauliche Freundschaften zu unterhalten. Geheimnisse können sie nicht bewahren. Im Versprechen sind sie geschwind, aber langsam, wenn es auf Erfüllung der gegebenen Zusage ankommt. Vor den Augen stellen sie sich sehr treuherzig, hinterm Rücken sind sie hinterlistig und falsch Von aussen gleissen sie zwar; aber von inwendig sind sie reißende Wölfe. Sie sind sehr abergläubig glauben Fantomeu und Hirn­gespinste im Gespensterseheu besonders erfahreu. Gegen die Obrigkeit tückisch, widerspenstig und halsstarrig. Gegen die Prediger bezeigen sie sehr viel Ehrfurcht. Zum Betrug haben sie Neigung solchen aber zu verdecken, bereit falsch zu schwören, wofür sie hinwiederum fleißig zur Communion gehen, sonst aber den Sabbath gerne entheiligen. Arbeit­samkeit, kümmerliches und sparsames Leben, ist ihnen nicht abznsprechen. Sie hassen alle Fremde die sich unter ihnen niederlassen, und suchen sie gerne zu verdrängen, haben eine kauderwelsche Sprache, üble Kinder­zucht, schlechte Sitten, halten nicht viel auf Künste und Wissenschaften, werden selten krank und bei ihrer Lebensart sehr alt. Aus den Schützen­akten geht hervor, daß Friedrich der Große, um Werder vor Einfällen, Raub und Plünderung während seiner Afnvesentheit in den Kriegszeiten zu schützen, verordnet habe, Bürger und Bauern möchten sich in best­möglichenI)evensions-Stand setzen. Das habe sie veranlaßt, eine Schützengilde aufs neue zu errichten. In denselben Akten lesen wir 16. Aug. 1760. Rieken, die Kanonen zu lösen, weil gesungen ward Herr Gott dich loben wir, zum Dankfest 2 Groschen; am 15. August war der Sieg über die Österreicher bei Liegnitz erfochten worden. 1762 heißt es:Unseres glückliches Friedens- und Dankfest mit dem Russischen Kaiser zu befeuern, wozu 1 Pfd. Pulver gebraucht. 12 Groschen. Über das Steigen der Pulverpreise im Kriege geben die Berichte der Gilde folgende Nachricht: das Pfund kostete 1739: 5 Groschen, 1760: 6 Gr., 1761: 8 Gr., 1762/63: 12 Gr. und 1764: 6 Gr.