Heft 
(1914) 22
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3. (3. anßmoHentliche) Ver*»mmlnng de« XXTI V>r*in»j»hr**.

hängen muH. Jünglinge und Mädchen werden mit Bändern, Blumen und Kronen geschmückt, Frauen, die in den Wochen starben, in schwarzer Kleidung begraben, Leichen 24, auch 48 Stunden zur Schau gestellt. Am Beerdigungstage wurden von 1112 Uhr sämtliche Glocken geläutet. Die Prediger trugen während des Gottesdienstes weiße Chorröcke. Beim Abendmahl brannten Wachskerzen; 2 Knaben in weifien Hemden standen hinter den Geistlichen.

Nach den Aufzeichnungen der Schützengilde wurden 1787 als der Fischer und Schützengeuosse Kiez den besten Schuß nach der Königs­scheibe getan hatte, 2 Schützen nach Berlin gesandt; sie erhielten von der Königin 20 Friedrichsdor zum Geschenk. Die Folge dieses Geldregens war, daß man früher einen nie gekannten Überschuß 9*1 Taler 21 Gr. 3 Pf. zu buchen hatte, wozu der Schiitzenchrouist bemerktWas zu viel ist, ist zu viel! Kr berichtet, daß 12 Tage nach dem Königsschuß am 22. VII. 1787 eine Nachfeier veranstaltet wurde, wobei man ausgab: für Wein, Gewürze, Kaffee, Taback, Branutwein, Salz, Sirup, Öl, Essig und Weißbier laut Quittung des Materialisten Hintze 22 Taler 9 Gr. 11 Pf., an den Schlächter Hofl'mann für Fleisch 6 Taler 10 Gr., für Fische aus Nahmitz 5 Taler 6 Gr., dem Schönefeldt für Brot und Semmel 2 Taler 15 Gr., dem Rasenack für Bier 3 Taler 18 Gr., dem Riez Auslagen für Kleinigkeiten, als Butter, Pflaumen, Salz 3 Taler 6 Gr., der Frau so die Küche besorgt incl. Aufwartung in der Küche 18 Gr., den beyden Fouriers und Kieken für die Aufwartung 1 Taler 8 Gr., dem Löbstedt für die musikalische Aufwartung 8 Taler, die Kanone herauszubringen 2 Gr. vor Schießpulver 8 Gr., 2 Quart Branntwein 10 Gr., für 12 Stück vermißte Teller und 9 Boutaillen 15 Gr. Zusammen 55 Taler 10 Gr. 11 Pf.

Über die wirtschaftlichen Verhältnisse finden sich mancherlei Angaben:

I. Im Jahre 1724 wurde die Überfahrt nach Wildpark, Potsdam und Geltow eingerichtet; vordem hatte jeder Fischer das Recht, Fremde überzusetzen. Es kam aber dabei oft zu Unzuträglichkeiten, an Markt­tagen sogar zu Schlägereien. Die Stadt erzielte nun folgende Erträge: 172528 jährlich 8 Taler, 173039: 115 Taler, 173945: 165, 1751: 175, 1757: 219, 1763; 180, 1769: 163»/., 1776: 225, 1782: 253, 1788: 258, 1866 : 550 Taler. Seit 1848 besteht die Eisenbahn. Das Fährgeld betrug für den Fremden 8 Pf., für den Einheimischen 4 Pf. Die Zahl der Passagiere mußte 1866 schätzungsweise 33 000 betragen, um die Pachtsumme zu decken; man schließt, daß weitere 6000 Passagiere nötig waren, um das Einkommen des Pächters aufzubringen. Die Pacht betrug 1872-75: 700 M, 1876-78: 310 M, bis 1885 : 663 M, bis 1889: 665 M, bis 1895: 410 M, bis 1897 : 603 M, bis 1902 : 500 M, 190204: frei, keine Überfahrt; bis 1910: 400 M, bis 1915: 1250 M. Der Verkehr hat sich vermehrt; doch klagt der Pächter über die Höhe der Pachtsumme.