7. (5. ordentliche) Versammlung de* XXII. Vereinejahres.
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Iler Vortrag, den u. M. Herr Hofrat Helling, wie zuvor erwähnt, über die Löcknitz hielt, hatte folgenden Wortlaut:
Ks gibt zwei Flüßchen des Namens „Löcknitz“ in der Mark Brandenburg, nämlich außer der heute auf ihrem Unterlauf befahrenen noch eine in der Priegnitz, die, aus dein Mecklenburgischen kommend, nach einem im großen und ganzen südlich gerichteten Laufe bei Lenzen in die Elbe sich ergießt.
Der Name „Löcknitz“, dessen erster Teil gleich bedeutend mit dem heutigen Luch = Wiese, Sumpf sein soll, läßt sich am besten mit, „Sumpffluß“, „Wiesenfluß“ wiedergeben Und in Tat ist dieser Name für die Löcknitz sehr zutreffend, denn auf langen Strecken fließt sie zwischen sumpfigen Wiesen dahin und ist selbst an zahlreichen Stellen sumpfigen, moorigen Untergrunds.
Der Fischreichtum, den die Löcknitz früher aufzuweisen hatte, ist, besonders in ihrem Unterlaufe, sowohl hinsichtlich der Arten als auch der Menge der Fische bedeutend zurückgegangen: der rege Verkehr auf diesem Teile des Flüßchens hat die größeren Fische verscheucht und läßt auch die Fischbrut nicht zur Entwicklung kommen. Immerhin sind im Mittelläufe und in den Seen des Oberlaufes noch Fische in genügender Menge vorhanden. Besonders reich war die Löcknitz früher an guten wohlschmeckenden Krebsen, die der bekannten Krebspest vollständig zum Opfer gefallen sind. Heute gibt es hier und da wieder einige Krebse in der Löcknitz.
Eingehender behandelte der Vortragende daun den Ursprung der Löcknitz, über den die Meinungen der märkischen Schriftsteller, die über dun kleinen märkischen Fluß in ihren Werken geschrieben haben, weit auseinandergehen. Büsching in seiner vollständigen Topographie der Mark Brandenburg (1776) schweigt über die Löcknitz „vollständig“; v. d. Hagen (Beschreibung der Kalkbrüche bei Rüdersdorf usw. 1785), Fischbach (statistisch-topographische Städtebeschreibuug der Mark Brandenburg 1786) und Borgstede (statisch-topographische Beschreibung der Mark Brandenburg 1788) lassen die Löcknitz aus dem Liebenberger Mühlenteiche kommen. Wohlbriick, der treffliche Geschichtsschreiber des ehemaligen Bistums und Landes Lebus (1829), verlegt den Ursprung der Löcknitz „bey dem Dorfe Kienbaum“. Am ausführlichsten und richtigsten hat Berghaus in seinem Landbuche der Mark Brandenburg (1855) den Ursprung der Löcknitz und ihrer Quellbäche angegeben: Nach ihm liegt die Quelle der Löcknitz an den Stallbergen bei dem Dorfe Hoppegarten; die Ansicht, daß sie aus dem Roten Luche komme, hält er für irrig. Trotzdem hält Fontane diese Ansicht aufrecht, während Trinius in seinen Märkischen Steifzügen, wohl nach Bergbaus, die Löcknitz an den StaUbergen entspringen läßt.