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8. (6. außerordentliche) Versammln™? de* XXII Vereinsjahre«.
8. (6. ausserordenll). Versammlung des XXII. Verelnsjalires.
Sonntag, den 7. September 1913.
Besichtigung des Geländes der Schlacht bei Bennewitz vom 6. September 1813 und der Dcnncwitz-Gcdcnkhallc.
Der schöne Sonnenschein der letzten Tage hatte mehr als 50 Teilnehmer, Mitglieder und Gäste, herausgelockt. Sie waren 9*° Uhr vom Anhalter Bahnhof abgefahren und trafen 10* in Nieder-Görsdorf ein, wo sie von Herrn Pfarrer Zimmermann und seiner Frau Gemahlin nebst Schwester empfangen wurden. Unser liebenswürdiger Führer geleitete die Gesellschaft über die Schienen hinweg ein Stück die Chaussee hinauf nach Gölsdorf, wo hart an der Böschung am 8. Juni 1913 ein Gedenkstein errichtet wurde für die Batterie Spreuth und 1 , Batterie Baumgarten, die hier schwere Verluste erlitten hatten. Darauf wunderten wir zurück nach dem Dorfe Nieder-Görsdorf. Auch hier findet sich in der Kirchhofsmauer eingelassen ein Denkstein, der im Jahre 1904 eingeweiht wurde. Die Weihrede hielt Prinz Friedrich Heinrich von Preußen, der an der Spitze des ersten Brandenburgischen Dragoner Regiments vom Alten Lager in das Dorf eingerfickt war. Er erinnert an die bedrängtest» Stunde der Bewohner. Sie standen ängstlich harrend auf der Dorfstraße, als ein preußischer Ordonnanzoffizier angeritten kam, der ihnen den Rat gab, sich in die Kirche zu flüchten, weil das Dorf vielleicht in Brand geschossen werden könnte. Die Inschrift drückt aus, daß ihnen die Kirche den gesuchten Schutz gewährte. Die Kirche selbst ist ein Feldsteinbau aus der allerersten christlichen Zeit, die noch heutigen Tages von ihrer alten Zuverlässigkeit in Kriegszeiten beredtes Zeugnis ablegt. Ihr Inneres ziert ein Barockaltar und eine steinerne Kanzel; in dieser Kirche hat auch Luther gepredigt und bei einer Kirchenvisitation der Gemeinde seine Zufriedenheit ausgesprochen. Es ist interessant, daß die neue Orgel, welche von einem Teilnehmer des Ausfluges gespielt wurde, zu unserer Gesellschaft einige Anknüpfungspunkte besitzt. Der verstorbene Vater unseres Führers, Pastor Eduard Zimmermann, hatte im Monatsblatt der Brandenburgia (IX. Jahrg. S. 161 und S. 417) eine Chronik von Nieder-Görsdorf veröffentlicht, und die Gesellschaft hatte ihm 400 Exemplare derselben zur Verfügung gestellt, durch deren Verkauf die Summe für den Ankauf der Orgel aufgebracht wurde. Weiter schloß sich hieran der Gang durch das Dorf und die stattliche Allee hinauf zu dem Denkmalshügel. Die Dorfstraße und der Festplatz prangten noch im Schmuck der Fahnen und Guirlanden von der Feier des gestrigen Tages und zahlreiche Ausflügler zu Wagen, zu