Heft 
(1915) 23
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10. (8. außerordentliche) Versammlung des XXII. Vereinsjahres.

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Auf dem nunmehr angetretenen Rundgang, welcher zuerst außen um das Haus herumführte, sind manche Erinnerungsstücke aus der Blütezeit der Marchschen Terrakottafabrik erwähnenswert, wie z. B. eine Brüstungfüllung für das Kunstgewerbemuseum, Berlin, die Kunsttöpferei darstellend, wobei der ausführende Künstler, Professor Bruno, für den Meister nnd Lehrling den verstorbenen Kommerzienrat March und seinen ältesten Sohn Albert March, den jetzigen Besitzer des Hauses porträtierte; ferner ein altes Relief in rother Terrakotta, noch von Schinkel entworfen für die königliche Villa in Charlottenhof bei Potsdam. Eine sehr schön durchgeführte Evangelistenstatue von Professor Haverkamp, eine Kolossal­figur die vatikanische liegende Ariadne und anderes mehr.

Im Innern dürfte noch erwähnenswert sein das Treppenhaus mit dem Treppengeländer im gotischem Maaßwerk aus gebranntem Ton und die bunten Masaikfußböden aus dem gleichen Material.

Im Saal wird noch pietätvoll ein Stuhl aufbewahrt, auf welchem einstmals Kaiserin Augusta Platz genommen hat mit den Worten:Das muß ich mir in Ruhe ausehen. Zur Erinnerung daran hat der verstorbene Kommerzienrat March das Bild der Kaiserin in die Rückleime des Stuhles eiufügen lassen. Den llauptschmuck dieses Raumes bilden die von Meyerheim gemalten Portraits des Gründers der Marchschen Tonwaren­fabrik, Ernst March und seiner Gemahlin Sophie geb. Keller, nach welchen beiden die Marchstraße und Sophienstraße benannt sind.

Nicht vergessen wollen wir die herrlichen Gartenanlagen, die in sorgsamster Pflege gehalten, das Marchsche Haus, dies Terrakotta-Juwel, von allen Seiten umgeben, und im schönsten Herbstschmuck prangten in harmonischer Übereinstimmung mit den übrigen schönen Villengrund­stücken, an denen die still-vornehme Sophienstraße so reich ist.

Lauter wiederholter Beifall lohnte dem Vortrag des Herrn March.

Der Vorsitzende sprach den wärmsten Dank der Versammelten für die gastliche Aufnahme und die gewährten künstlerischen und kunst­technischen Genüsse aus. Er knüpfte daran die Hoffnung, daß der Staat die Marchsche Terracotta-Villa der benachbarten Technischen Hochschule angliedern möge, wenn die reiche Stadt Charlottenburg nicht selbst dies denkwürdige Haus und Grundstück erwerben will. Die Anwesenden stimmten den Anregungen lebhaft zu.

Herr March hat für diesen Bericht die beifolgenden 5 Abbildungen gespendet.

Die Teilnehmer, in Begleitung der Marchschen Herrschaften, begaben sich zum Schluß nach dem Motivhaus, Hardenbergstraße 6, woselbst noch längere Zeit die Unterhaltung sich um das Gehörte und Gesehene in regem Meinungsaustausch bewegte.