Heft 
(1915) 23
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Pani Alfred Merbach,

Wallenstein in der Mark Brandenburg. 1 )

Von Paul Alfred Alerbach.

Die etwas mehr wie 60 Jahre, welche zwischen dem Augsburger Religionsfrieden und dem Beginne des 30jährigen Krieges lagen, waren erfüllt mit immer an Zahl und Intensität erneuten Versuchen, die durch die Reformation bedingten und herbeigefiihrten Veränderungen an Besitztum und Einfluß auszugleichen und womöglich zu beseitigen. Auf die Einzelheiten dieser Entwicklung kann hier nicht eingegangen werden; 1 ) der redliche, ehrliche, gute Wille zur Besserung und Einigung scheiterte in erster Linie daran, daß die Organe der Regierung, die gesetzgebenden und die ausübenden, verrostet und verkalkt waren und daß schließlich die Ansprüche der Fürsten und Herren, aber auch der Stände und Städte so widerspruchsvoll und verworren geworden waren, daß die Reformation an Haupt und Gliedern nur mit Waffengewalt durchzuführen war. Die Regensburger Reichstngo von 1593, 1608 und 1613 sind gleichsam letzte Etappen auf diesen verschlungenen Wegen: es war nur berechtigt, wenn die bayerischen Räte in einem Gutachten für die Unterredung ihres Herzogs Maximilian mit dem Cardinal Millano im Juni 1608 die Situation mit den Worten kennzeidineten:das ganze wesen ist in einer sehr großen imperfection und gar sorgsamb. *)

Zwischen den eben genannten Versammlungen von 1608 und 1613 fällt die Bildung der beiden Religionsvcrbände mit einem ausgeprägten politischen Programm; im Mai 1608 wurde dank der Initiative der Kur­platz die protestantische Union ins Leben gerufen, und reichlich ein Jahr

*) So viel mir bekannt wurde, bildet die erste Beschäftigung mit diesem Stoffe ein Vortrag des preußischen Staatsarchivars Georg Wilhelm v. Kaomer (1800/1856) am 25. Februar 1843 im zweiten Jahr des Anfangs 1842 gestiftetenWissenschaftlichen Vereins in Berlin (vgl. die Chronik zum 25 jährigen Bestehen dieses Vereines, 1866, S. 11);' der Berliner Kalender auf das Schaltjahr 1844 enthält dann anf S. 263/304 diesen wohl beträchtlich erweiterten Vortrag, der vollkommen getreu im Wortlaute im 8. Bande der Zeitschrift Der Bär (1832) passim wieder abgedruckt wurde. Merkwürdiger Weise enthält der 14. Band dieser Zeitschrift auf SS. 645/8, 647 60 nochmals eine gekürzte Fassung derselben Ausführungen. Eine hierhor gehörige gleichzeitige Publikation ist der Aufsatz Haackes: Tillv in Stendal 1627 im 2. Bande der Märkischen Forschungen, 1843, S. 83/96. Durch die bändereiche Publikation derBriefe u. Akten zur Vor­geschichte des 30 jährigen Krieges sind wir in vielen wichtigen Einzelheiten weiter- gekoinmen.

*) Es kann hier nur auf die immer noch einzig brauchbare Darstellung dieser Zeit hingewiesen werden Moritz Bitter: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Gegen­reformation und des 30jährigen Krieges, 2 Bde. 1889/1908.

*) Briefe u. Akten, Bd. 6, S. 416.