Heft 
(1915) 23
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Wallenstein in der Mark Brandenburg,

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später, im Juni 1609, schlossen sich in München katholische Fürsten zur Liga zusammen. Wenn auch diese Bündnisse keineswegs alle Herrscher des jeweiligen Bekenntnisses umfaßten, so hatten damit doch die Gegensätze im Reich die sichtbare Gestalt des Staates im Staate an­genommen. Daß diese beiden Parteien sich in offenem Kampfe gegenüber­traten, hatte seinen letzten Grund außerdem darin, daß noch zwei Einflüsse von außen her sich geltend machten: als nach den Erschütterungen durch die Reformation um 1600 die katholische Partei in Italien und Deutschland wieder ihre Kräfte zu sammeln begann, tat sie dies in bewußter Anlehnung an den spanischen Jesuitismus, welcher, durch die Maßnahmen Rudolfs II. unterstützt, einen fremdartigen, zerstörenden Einfluß auf die deutschenNationen ausübte. Gleichzeitig aber begann der aus republikanischem Geiste geborene schweizerische Calvinismus Raum und Wirkung zu gewinnen: einPrinzip der Beweglichkeit führte nun einen Teil der deutschen Fürsten, die diese Lehre annahmen, direkt von den Dingen des Glaubens zur politischen Betätigung.

ln den spanischen Niederlanden stießen diese beiden feindlichen, religös-politischen Elemente in langen Kämpfen zunächst zusammen; noch hielten die lutherischen Fürsten fest an Kaiser und Reich, da sich die fast orthodoxe Strenge ihres Bekenntnisses gegen die Anwendung offener Gewalt richtete; die Pfalz jedoch, welche sich der reformierten Lehre und den daraus sich ergebenden Bestrebungen zuwendete, versuchte, das Haus Österreich in seiner Verbindung mit Spanien zu stürzen. Deshalb drängte es die Union zu den Verhandlungen und dem Bündnisse mit dem katholischen vierten Heinrich von Frankreich, weil für diesen eine Schwächung Österreichs Bedingung seiner Macht war.

Für den inneren Krieg in Deutschland bedurfte es nach solchen Gegensätzen nur noch des äußeren Anlasses; dieser trat denn auch in zwiefacher Form ein: das herzoglich Jülich-Clevesche Haus starb aus und die protestantischen Böhmen erhoben sich gegen die katholische Landesherrschaft, nachdem es weder Rudolf II. noch Matthias gelungen war, in diesen damaligen Kernlanden ihrer Macht und Stellung eine Kompromißlage zu Rchaffen. Für die politische Lage war das Aussterben des Hauses Jülich-Cleve der wichtigere Faktor, denn diejenige Partei, welche in den Besitz dieser Länder, in der Nähe der spanischen und freien Niederlande, kommen würde, mußte ein auf die Gesamtlage wirkendes nicht unbedeutendes Übergewicht erlangen. Spanien und Holland suchten daher dort Einfluß zu gewinnen. Nun gehörte das Kur­haus Brandenburg zu den Hauptprätendenten dieser in jedem Sinne nicht unbeträchtlichen Erbschaft; das war die äußere Veranlassung, daß es den unierten Strömungen und Bestrebungen sich näherte; Johann Sigismund eröffnet durch seinen Übertritt zum beweglichen Calvinismus jene Bemühungen preußischer Regenten, die auf eine Vereinigung, eine