Heft 
(1915) 23
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Pani Alfred Merbach,

Vermittelung beider Kirchen hinzielen. Verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Brandenburg und Pfalz erhöhten die Festigung der Union, wenn zunächst auch noch materielle Unsicherheiten den Ausbruch der Gegen­sätze hinausschoben. Doch erlangte die Pfalz in den böhmischen Wirren ein Übergewicht; aus politischen Gründen hoffte sie auf Frankreichs Beistand, aus verwandtschaftlichen auf Englands Hülfe; so ließ sich Friedrich V., Kurfürst von der Pfalz, zum König von Böhmen wählen und krönen. Zur Durchführung solcher Gedanken und Pläne freilich hätte eine Persönlichkeit von der Geschlossenheit Wilhelms von Oranien gehört; der neurasthenische Winterkönig war dem nicht gewachsen und wurde bei der ersten kriegerischen Auseinandersetzung in der Schlacht am Weißen Berge im November 1620 völlig vernichtet. Dadurch wurden die Machtverhältnisse in Deutschland wesentlich verschoben; Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg war jetzt nicht mehr in der Lage, sich für das Haus Pfalz, dem er durch Bekenntnis, Interessen und Verwandt­schaft verbunden war, offen einzusetzen, zumal der unerwartete katholische Sieger darauf ausging,die Gegenpartei politisch und religiös zu unterdrücken und zu schwächen. Ganz ist ihm dies ja in des Krieges ersten Jahren, als noch keine auswärtigen Mächte dem protestantischen Bekenntnis zu Hülfe kamen, nicht gelungen. Im Zusammenhänge damit stand am brandenburgischen Hofe jenesSchauskelsystem, das mit Unrecht nur der persönlichen Schwäche des Kurfürsten zugeschrieben wird, da es, wie aus geheimen Verhandlungen erhellt, Folge einer berechneten Politik war. Er suchte so lange als möglich die Festungen zu behaupten, hielt sich aber sonst neutral; jede andere Rolle und Maßnahme hätte den jungen Staat, der wegen mancher Erfolge, Erwerbungen und Aussichten beneidet wurde, gefährdet und ich kann es nur für staatsklug halten, wenn er, in Kenntnis seiner Mittel und Kräfte, sich und sein Land nicht dem Schicksale der Pfalz und ihres Herrschers aussetzen wollte. Die engere Umgebung des Kurfürsten bildeten Mitläufer beider Parteien: Graf Schwarzenberg war überzeugter Anhänger des Kaisers, klug und gewandt genug, um seinem Herrn das Vertrauen am Wiener Hofe zu erhalten. Auf der andern Seite standen Georg Wilhelms Gattin und Schwiegermutter, die Angehörigen des Pfälzischen Hauses Schwester und Mutter des Vertriebenen, daneben Sigismund von Götzen und Levin von Knesebeck; beide vertraten die Politik außerdeutscher Bünd­nisse und hatten so die Blicke des Kurfürsten auf seinen Schwager, Gustav Adolf von Schweden, gelenkt.

Um die Mitte des Jahres 1625 nahmen die kriegerischen Verhältnisse eine neue Wendung: der König von Dänemark trat für die Evangelischen tätig auf, die antikaiserliche Partei am brandenburgischen Hofe suchte Verbindungen mit Holland und Schweden; doch als sich nach wenigen Monaten das Gerücht verbreitete, daß Wallenstein, der im Böhmischen