Heft 
(1915) 23
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Wallenstein iu der Mark Brandenburg.

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ein großes Heer für den Kaiser geworben hatte, aufgebrochen sei, um sich mit Tilly gegen Dänemark zu vereinigen, und schon in Thüiingen stände, da schnitt man alle angeknüpften Fäden durch und verfiel wieder iu die alte Neutralität. Wallensteins Armee war nicht so groß, als daß sie aus der Ferne allein schon solche lähmende Wirkung hervorbringen konnte; die Lage der Dinge hatte sich jetzt in sofern geändert, als der Kaiser selbst mit einem Heere auftrat, während die bisher allein den Krieg führende Liga aus deutschen Fürsten bestand, die mit denen protestantischen Bekenntnisses doch eine ganze Fülle gemeinsamer Inter­essen hatte. Jetzt verfolgte der Kaiser besondere Zwecke: die evange­lischen Bistümer zur Begründung einer Hausmacht in Nord-Deutschland zu benutzen und damit dann in Deutschland eine Machtfülle zu erlangen, wie sie bisher noch keinem Habsburger beschieden gewesen war.

Auch an den Berliner Hof war von dem Friedländer die Kunde gedrungen, daß er Fähigkeiten genug besaß, um solche Dinge nicht nur in majoremgloriamdesKaiserSjSondernnoch viel mehrzuseinem eignen Vorteile durchzuführen. Manche bösen Worte aus dem Munde der Wallensteinschen Offiziere liefen durch die Mark: daß sie dorther die Millionen holen wollten, die er ihnen schulde; daß der General mit der Mark und Pommern schon belieben sei, wenn er sie mit dem Schwerte erobern werde; ja sie tranken sogar öffentlich, auf dem Marktplatze von Halberstadt, auf die Gesundheit des neuen Kurfürsten von Brandenburg. Wallenstein schwieg dazu; bekannt ist, daß das Wortspiel in Schillers Lager: der neue Fürst von Friedland oder vielmehr Unruhe im Land aus den Berichten des englischen Gesandten Anstrutter stammt, der gerade diese Dinge nach Berlin meldete.

Im Frühjahre 1626 lagerte sich der wilde Mansfelder, die abenteuer­lichste Erscheinung dieses Krieges, der, immer geschlagen, doch immer wieder da war und dessen Haufen die rohste lleefe darstellten, gegen des Kurfürsten Willen in die Prignitz ein. Wallenstein ließ anscheinend schonend dem Kurfürsten sagen, er solle die Mansfelder Armeeaus­schaffen,sonst muß ich nachrücken, um den Feind zu suchen, wo ich ihn treffe. Georg Wilhelm hatte dazu keine Mittel; daher kam es zur Schlacht bei der Dessauer Brücke im April 1626, deren siegreiches Resultat Wallenstein selber nach Berlin meldete mit der Aufforderung, nunmehr den Feind vertreiben zu helfen. Auch das gelang nicht, bis in den Juli blieb der Mansfelder in der Mark. Wallenstein hat später daraus den Vorwurf abgeleitet, der Kurfürst habe den Abenteurer sich in seinen Landen stärken lassen, während man am Hofe behauptete, Wallenstein habe durch sein eignes Zögern, den Sieg zu benutzen, eine Verschuldung des Kurfürsten gegen den Kaiser konstruieren wollen, um einen Vorwand zu haben, Georg Wilhelm zu vertreiben und sich in Besitz des Landes zu setzen. Im Juli 1626 nun zog Wallenstein durch die Mark bis nach Cottbus; auf