Heft 
(1915) 23
Seite
16
Einzelbild herunterladen

16 Paul Alfred Merbach, Wallenstein in der Hark Brandenburg.

Schwarzenbergs Rat erwies inan ihm die Ehren des Siegers, stattete die dortige Wohnung des Friedländers mit Möbeln und Tapeten aus dem Berliner Schlosse aus und legte der Mark die Verpflichtung der Proviant­lieferung im größten Maßstabe auf: heimlich freilich ließ man die Ein­wohner warnen, ihr Vieh in Obacht zu nehmen und die Häuser nicht leer stehen zu lassen, da sie sonst unfehlbar ruiniert werden würden. Anfangs August langte die Armee ohne die Artillerie über 16 Regimenter zu Roß und Fuß vor Cottbus an; am 3. des Monats abends kam Wallen­stein mit seinem ganzen Stabe und Troß und Gesinde, von des Kurfürsten Abgesandten geleitet. Er hat etliche Ausschreitungen seiner Truppen auf das strengste geahndet; am 5. August früh brach er nach Sagan auf, nicht ohne sich wegen der Exzesse zu entschuldigen . .es sei ein un­mögliches Ding, daß es bei solch großer Armee, worunter allerhand Völker, also eben zugehen könnte. Er setzte in Schlesien bis in das folgende Jahr hinein die Kämpfe gegen Mansfeld fort; unterdessen besetzten dänische Truppen die Mark bis fast nach Berlin hin. Der Kaiser und Wallenstein ermahnten den Kurfürsten, sie zu vertreiben; auf Schwarzen­bergs Rat versuchte man dies durch Mobilmachung der Ritterschaft und des Landvolkes, aber diese militärischen Einrichtungen einer vergangenen Zeit erwiesen sich als unmöglich und hilflos. Religionshaß kam mit dazu, weil lutherische Bürgerschaften in Berlin nichtCalvinisten bewachen wollten, das Landvolk war größtenteils feige, die Ritterschaft in den einfachsten Begriffen des kriegerischen Handwerks so unerfahren, daß die Prinzessin Katharina von der Pfalz recht hatte, wenn sie an der kurfürstlichen Tafel die Lage mit den Worten charakterisierte:Mit dem Munde werden die Dänen oft geschlagen, aber sonst leiden sie keine Not, so wird sie Gott wohl behüten. Aber auch der Versuch, die Landstände zu bewegen, Geld für die Anwerbung ordentlicher Soldaten zu bewilligen, scheiterte an der völligen Unfähigkeit der Versammlung, die Lage der Dinge auch nur einigermaßen zu übersehen;es ist eine sehr wunderliche Zusammenkunft gewesen, es hat Alles zugleich geredet; es ist ein solches Gewirr durcheinander gewesen, dergleichen wir nie erfahren.

(Fortsetzung folgt.)

Fttr die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cttstriner Platz 9. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

Druck von P. Stankiewicz Buchdruckerei G. m. h. H,, Berlin, Bemburgerstr. 14.