Heft 
(1915) 23
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11. (3. ordentliche) Versammlung des XXII. Vereinsjahres.

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Deutschland, das hier den Vogel abgeschossen hat. Der Kaiser hat aus den Beständen des Hohenzollern-Museums eine Zierde desselben, das große alte Schiff ans dem 17. Jahrhundert, der Ausstellungsleitung zur Verfügung gestellt, und nun bildet dieses dank seiner minutiösen Aus­führung den Hauptanziehungspunkt jener Veranstaltung, dem selbst die Holländer, jenes Seevolk par excellence, nichts gleiches an die Seite stellen können.

Das Gesuch des Ausstellungsausschusses um Hergabe des Modells war durch Vermittlung des Ministeriums des Auswärtigen von dem nie­derländischen Gesandten in Berlin, Baron Gevers, dem Kaiser vorgetragen worden und fand Genehmigung, und das prächtige Schiff wurde nach Amsterdam, seiner alten Heimat, befördert, nachdem es angesichts seines hohen Kunst wertes mit 100000 M. versichert worden war.

Wiederholt ist unser Schiff, das die Bewunderung der Fachleute und Laien in gleichem Maße genießt, von andern dem Seewesen sich besonders widmenden Museen begehrt worden, aber immer noch ist es dem treuen Hüter der Schätze des Hohenzollern-Museums, Geh. Regierungsrat P. Seidel, geglückt, es seinem Museum zu eihalten. Wir haben in ihm ein altes holländisches dreimastiges Schiff, Zwischenglied zwischen Linien­schiff und Fregatte, aus dem 17. Jahrhundert vor uns. Der Rumpf hat die ansehnliche Länge von drei Meter und trägt vorn als Gallionsbild die typische Löwenfigur. Das Schiff verläuft nach hinten in schönem Schwünge nach oben ansteigend, mit hohen Aufbauten und schräg abfal­lendem Deck. Besonders fällt das mit reicher Schnitzarbeit verzierte Hinterteil (Heck) auf. Die drei Laternen am oberen Rande machen es als Admiralschiff kenntlich, darunter prangt in bunten Farben das nassau-oranische Wappen mit der Devise des Hosenbandordens:Honny soit qui mal y pense. Die Fläche des Spiegels (Rückwand) ist zum Herausnehmen eingerichtet, so daß wir in das Innere der Kajüten mit den übereinander liegenden Decks hineiuschauen können. Auf dem Bugspriet mit der Blinde (Wassersegel) findet sich noch ein besonderer kleinerer Mast mit Segel, den es heut nicht mehr in der Segelschiffahrt gibt. Interessant ist der dreieckige aus dem Seewesen des Mittelmeers stammende Besahn, der sich später durch Fortfall des vor dem Mast hervor­ragenden Teiles von Rah und Segel in das heutige Gaffelsegel verwandelt hat.

Von der Vorgeschichte des schönen Kunstwerkes wußte man bis heute nur, daß es im Jahre 1800 von König: Friedrich Wilhelm III. auf die Kunstkammer gegeben war, und es galt als Geschenk der fürstlich Oranischen Familie an den Großen Kurfürsten.

Dem schönen Schiff nun galt das Studium des Herrn de Balbian Verster, dem Holland schon so manche Aufschlüsse über Darstellungen bisher unbekannter Seegefechte, Schiffe usw. verdankt, und so ist es