Heft 
(1915) 23
Seite
28
Einzelbild herunterladen

28

11. (3. ordentliche) Versammlung des XXII. Vereinsjahres.

ihm im Verein mit seinem Mitarbeiter Herrnt Hooft gelungen, die Vor­geschichte unseres Schiffes zu erhellen. Er fand nämlich heraus, daß es mit derIlollandia, dem Flaggschiff' des berühmten Admirals de Ruyter merkwürdige Ähnlichkeit besitzt, ferner, daß es auf einer Amsterdamer Werft gezimmert war, wobei sich die überraschende Tat­sache ergab, daß die Schiffe selbst iu den räumlich wenig umfangreichen Niederlanden nicht nach einem Typ gleichmäßig erbaut wurden, sondern daß man scharf zu unterscheiden hat zwischen Rotterdamer und Amster­damer Fahrzeugen. Unser Modell ist Amsterdamer Erzeugnis. In der Geschichte des genannten Admirals spielt es eine gewisse Rolle.

Im Juni 1665 war die holländische Flotte bei Lowestoft von den Engländern geschlagen worden; während der Schlacht flog das Admirals­schiff' mit Admiral van Wassenaer in die Luft; viele Schiffe verbrannten oder wurden eine Beute des Feindes. Allgemein war die Niedergeschla­genheit in Holland. Da brachte der Zufall Hilfe: Admiral de Ruyter kehrte unvermutet von seiner westindischen Expedition glücklich heim. Im Nebel war er mit seinen Schiften den ihm auflauernden Engländern entgangen, und es gelang ihm in Delfzyl einzulanfen. Neue Hoffnung griff nun in den Herzen der Niederländer Platz; neue Rüstungen wurden getroffen und neue Schiffe auf Stapel gelegt.

Der weitere Feldzug nun unter Ruyters Leitung war in diesem Jahre zunächst nicht erfolgreich; allein die von Ostindien heim­kommende reich beladene Flotte, die von den Engländern als willkommene Beute erwartet wurde, konnte, oben um Schottland herumgehend, nach Bergen einlaufen, nachdem sie ein feindliches Geschwader abgeschlagen und mehrere Schiffe eingebüßt, und dann die Heimat erreichen. Am 3. Oktober 1665 trat das neue Admiralschiff, dieIlollandia, zur Flotte; sie war zu jener Zeit nicht nur das neueste, sondern auch das größte und schönste Fahrzeug, das die Generalstaaten besaßen. Ruyter schiffte sich hier mit dem Ratspensionär Johann de Wit (nicht mit dessen Bruder Cornelius) und mehreren Abgesandten der Staaten auf demTexel ein.

Erst in dem neuen Feldzug im Frühjahr 1666 ist Ruyter auf das für ihn bestimmte neue AdmiralschiffDie Sieben Provinzen überge­gangen. Dieses berühmt gewordene Schiff, dessen Name noch heut in Hollands Kriegsmarine fort lebt, war in Rotterdam erbaut; es war größer als dieIlollandia und von abweichender Bauart.

Da bekam Ruyters Flotte am 16. Mai 1666 auf demTexel fürst­lichen Besuch; es war drei Wochen vor der berühmtenViertageschlacht. Der Kurfürst von Brandenburg, der große Friedrich Wilhelm, erschien mit seinem 15jährigen Neffen, dem Prinzen Wilhelm von Oranien und nach­maligen König Wilhelm III. von England, ferner mit dem Prinzen Moritz von Brasilien, den Fürsten von Anhalt und Holstein, den Grafen von