Conrad v. Rappard, der Begründer des märkischen Braunkohlen-Bergbaues. 53
v. Rappard erwarb damals den Doktorgrad, blieb aber bei diesen Einzel- forschungen nicht stehen, sondern legte sich mit der ihm eigenen, uns bereits bekannten Energie auf mikroskopische und andere Untersuchung niederer Tiere. Sein ständiger Wohnort war in den ersten 50er Jahren das Gut Marienfeld bei Meilen am Züricher See, das er zusammen mit seinem Freunde Heinrich Simon (der 1860 im Wallenstädter See ertrank) erworben hatte, später zog er nach Wabern b. Bern, wo sich sein Frankfurter Kollege Reinstein ihm ansebloß, dem er eine Stelle als Lehrer an einem von ihm gegründeten wissenschaftlichen Institut, von dem noch die Rede sein wird, verschaffte. Reinstein starb hier 1860, kurz nach Simons Tode. Auch die Eltern und ein Teil der Geschwister Rappards lebten damals oft längere Zeit in Wabern. Rappard selbst war vielfach auf Studienreisen. Er bereiste Frankreich, Holland, England und Italien, durchforschte die Küsten und Meerestiefen der Bretagne und des Mittelmeeres mit großen Schleppnetzen nach niederen Seetieren, die damals sein besonderes Interesse erregten und entdeckte dabei zuerst die Kristallanker in der Haut der Synapta, welche Tiergattung nach ihm den Namen Synapta Rappardi erhalten hat. Auch den Meeresschwämmen wandte er sein besonderes Interesse zu und machte hierbei neue wissenschaftliche Entdeckungen. Seinem praktischen Sinn gemäß mußte er seine gewonnene wissenschaftliche Erkenntnis auch praktisch verwerten und so gründete er in Wabern 1856 ein mikroskopisches Institut, woraus viele Jahre für Schüler und Laien wissenschaftlich zusammengestellte, mit eingehendem Text versehene, von Scliäffer und ßuddenberg in Buckau vertriebene, mikroskopische Sammlungen hervorgingen, die unter seiner Leitung namentlich von seiner zweiten Frau und den von ihr angelernten Gehilfinnen gefertigt wurden. Rappards erste Ehe war 1854 getrennt worden und 1856 heiratete er die noch heute in Rugenmatte lebende Albertine Engel aus Mecklenburg. Die eigentliche Ausführung der Arbeiten lag ganz in den Händen seiner Frau, umsomehr als Rappard sich bei den mikroskopischen Arbeiten seine Augen gründlich verdorben hatte, so daß von der Zeit an seine Frau ihm auch vorlesen und seine Korrespondenz erledigen mußte. Das Institut, mit dem auch eine Schule für Mikroskopie verbunden war, nannte er denn auch nach dem Namen seiner Frau das Engelsche Institut und unter diesem Namen hat es noch lange Zeit einen geachteten Namen für alle Zoologen gehabt. Mit dem Regierungsantritt König Wilhelms konnte Rappard nach Preußen zurückkehren; er hat dann auch sehr bald wieder auf längere Zeit in Berlin gelebt und dort, wie wir früher sahen, auch seine Schürfungen auf Braunkohlen wieder aufgenommen. Auch mit Bismarck, den er schon vor 1848
kannte, kam er hier zusammen und dieser soll (ähnlich wie zu Karl Schurz) auch zu ihm gesagt haben: „Rappard, wofür man