Heft 
(1915) 23
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Die Webstuhlgewichte und ihre Bedeutung.

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nur einen Faden. Die konische Form dieser Webegewichte läßt den Schluß zu, daß wir es hier nicht mit rohen Steinen, sondern mit künstlich geformten Zettelstreckern aus Ton zu tun haben. 8 ) Was die Einzelaufhängung betrifft, so ist mehr als wahrscheinlich, daß sie in künstlerischen Motiven des Malers ihren Grund hat, denn es ist nicht zu leugnen, daß bei einer so weiten Stellung der Kettenfäden, wie sie das Bild zeigt, niemals die gezeichneten Gestalten hätten gewebt werden können.* *) Erwähnen möchte ich jedoch, daß Graba 10 ) im Jahre 1828 auf Farö einen Webestuhl sah, an dem jeder einzelne Faden mit einem kleinen Stein beschwert war.

Der alte nordeuropäische Gewichtwebestuhl, Uppstadgogn genannt, wurde uns zuerst durch Olavius 11 ) bekannt. Sein isländischer Stuhl hat mindestens vierundzwanzig Beschwersteine; über ihre Anordnung läßt sich bei der ungenauen Zeichnung nichts Sicheres sagen. Nach den technischen Einrichtungen zur Fachbildung müßten die Zettelstrecker in vier Reihen hängen.

Durch Worsaaes Veröffentlichung 12 ) ist der Uppstadgogn von Faroeer berühmt geworden. Der Abbildung nach hätte er neunzehn Steine, in zwei Reihen angeordnef. Auf eine Anfrage teilte mir am 21. Sept. 1910 Herr Orlik vom Nationalmuseum in Kopenhagen mit, daß der Webestuhl zwölf ungefähr gleich große Gewichtsteine habe, die in zwei Gruppen aufgehängt seien. Den Widerspruch habe ich nicht aufklären können; ebensowenig habe ich Nachrichten erhalten können über einen Uppstadgogn, der sich nach Blinkenberg im Dansk Folkemuseum Kopenhagens befindet.

Die Steine beider Stühle sind ziemlich roh-kugelförmig und nicht durchbohrt. Sie sind mittels eines Strickes an eine Anzahl zusammen­geschlungener Fäden der nach der Bindungsart geteilten Kette angeknüpft worden. Eine Durchbohrung linden wir dagegen bei den Gewichtsteiuen des Uppstadgogn in Bergens Museum. 13 ) Der Museumsassistent Herr M. Abel schrieb mir am 23. Dezember 1913, daß die zwanzig Kljaasteine eine flache, dreieckige Form hätteu und im Gewichte sehr verschieden seien. Die flache, dreieckige Form der Webestuhlgewichte stellt einen entschiedenen Fortschritt dar, denn durch sie wird die Fachbildung bedeutend erleichtert. Auch an diesem Webestuhle herrscht wohl die

®) Conze, Annali dell' Instit. 1872, S. 196.

*) Roth, a. a. O. S. 36 Anm.

10 ) Carl Julius Graba, Tagebuch geführt auf einer Reise nach Farö im Jahre 1828, Hamburg 1830, S. 121.

n ) Olaus Olavius, Oekonomische Reise durch Island, Dresden 1877, Taf. XII. Die Wiedergaben bei Blümner S. 139 Fig. 17 und Smith, Dictionary of Greek and Roman antiquities, London 1870, S. 1100 sind ungenau.

12 ) Nordiske Oldsager i det Kongelige Museum i Kjöbenhavn 1859, tab. 159, No. 558. JS ) Abgebildet bei Blinkenberg, a. a. 0. S. 151.