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C. H. Johl
seien Ausbuchtungen am unteren Rande der durchbohrten Löcher festzustellen. 6. Bei Gewichtsbeschwerung könnten nur Stücke von der Höhe des Webestuhles gewebt werden, was man wegen der grollen Arbeit des Anzettelns und Anschirrens für die Zeiten der Funde nicht mehr anuehmen könnte.
Ich habe unter genauer Beobachtung der Bedenken von Kimakowicz am Anfänge dieses Jahres die Webegewichte der Schliemannschen Sammlung im Berliner Museum für Völkerkunde durchgesehen und kann behaupten, daß diese Funde allein schon geeignet sind, Kimakowicz in vielen Beziehungen zu widerlegen.
Zu den einzelnen Punkten sei folgendes bemerkt:
1. Es ist durchaus unrichtig, daß alle Kegel enge Bohrungen haben. Z. B. No. 7937 der genannten Sammlung hatte ein so großes Bohrloch, daß mein rechter Daumen bequem hindurch ging; das Gleiche gilt von No. 8124, 8134, 8136, 8137, 8139. Es soll allerdings nicht verschwiegen werden, daß sich sehr enge Bohrungen vorfanden. Aber einmal habe ich schon erklärt, daß ich ein gut Teil dieser Tonkörpersammlung nicht für Zettelstrecker ansehe, zum anderen ist eine größere oder geringere Enge des Bohrloches kein Beweis gegen die Webesteinnatur dieser Fundstücke. Es ist doch an sich höchst unwahrscheinlich, daß die alten Weber Faden nach Faden durch die Öffnung der Beschwersteine zogen; vielmehr weiden sie eine Reihe von Kettenfaden zusammengeknotet nnd dann erst das Gewicht mit einem Strick angebunden oder mit einem Metallhaken eingehängt haben. Ich erinnere an die von Salinas festgestellten Eisenspuren in den Bohrlöchern. War das Gewebe fertig, wurden die Gewichte einfach abgebunden oder ausgehoben, und man erhielt zugleich eine natürliche Franse. 51 )
2. Die Kegel ohne durchgehende Bohrung müssen, soweit es sich nicht um unfertige Stücke handelt, ans der Gruppe der Webegewichte ausgeschieden werden. Deswegen bleiben aber die anderen noch immer wenn die übrigen Ausgrabungsfunde es nahe legen, Zettelstrecker.
3. Die Gefahr des Hin- und Ilerpendelns besteht wirklich bei Gewichtbeschwerung. Das hatte schon Cohausen 5S ) bemerkt, und dies
51 ) Vergl. Smith a. a. 0. sub: tela. Kettenfransen an alten Geweben sind bezeugt für Aegypten: Braulik, Altaegyptische Gewebe, Stuttgart 1910, S. 10, 13, 17 und 19; für Nordeuropa: Vilhelm Boye, Fund of egekister fra bronzealderen i Danmark, Kjöbenhavn 1890, S. XXIII. Vergl. Danneil, Internat. Archiv für Kthnol., 1901, S. 237. Bücher, Die Wirtschaft der Naturvölker, 1898, S. 63. Otto, Die Sprichwörter usw. der Körner, Leipzig 1890, S. 136, ex fimbria textura manifesta = Ix toü xfao->r«5ou ro niv uf«ru«,
Noch heute werden in Griechenland Tonkegel zum Spannen der Stricke bei der SiauTfa, die unserm Spulengestell entspricht, benutzt. Siehe die Abbildung bei Chatzi-Zogidis in Athena X.
52 ) a. a. O. S. 28.