Heft 
(1915) 23
Seite
66
Einzelbild herunterladen

66

Zur Geschichte des Havelberger Schiffbaus.

Soweit sich dieser Ein wand auf griechische und römische Verhältnisse bezieht, habe ich mich in der erwähnten Abhandlung damit auseinander gesetzt. Für die nordeuropäischen Webestühle gestatten die Beob­achtungen des Herrn Dr. Kiekebusch die Annahme, daß es durch geeignete Webegruben möglich war, auch längere §tücke herzustellen. Es ist also durch nichts bewiesen, daß schon mit der Metallzeit der horizontale Webestuhl nach Nord-Europa gekommen sei. 66 ) Wie lange allerdings der alte Gewicbtstuhl zur Herstellung von Kleiderstoffen benutzt wurde, wird sich kaum feststellen lassen. Die Gewebe der erhaltenen Uppstadgogn gleichen mehr kelimartigen Decken oder Teppichen.

Kimakowicz ist also mit der Verallgemeinerung, die er auf Grund seiner sonst wertvollen Beobachtungen in Siebenbürgen gemacht bat, zweifellos im Irrtum. Sehr viele der gefundenen Tonkegel und Ton­pyramiden sind wirklich Zettelstrecker gewesen, andere haben diesen oder jenen Zweck zu erfüllen gehabt. Man sollte also in Zukunft nur dann von Webstuhlgewichten reden, wenn auch die übrigen Ausgrabungs­verhältnisse dieses nahe legen.

Zum Schluß ein kurzes Wort über die Rekonstruktion des Webe­stuhles vorchristlicher Zeit, die Kimakowicz Fig. 74 gegeben hat. Sie ist eine reine Fiktion, die keinerlei weder archäologische noch ethno­graphische Grundlagen hat. Die gleichzeitige Verwendung eines dreh­baren Garnbaumes und eines drehbaren Kettenbaumes ist an keinem einzigen der bekannt gewordenen Webestühle mit senkrechter Ketten­spannung beobachtet worden. Auch die Übertragung des sogenaunten Weberahmens auf den Webestuhl unterliegt unüberwindlichen Bedenken.

Zur Geschichte des Havelberger Schiffbaus.

Meinem Aufsatz im Oktoberheft 1912 derBrandenburgsZur Geschichte des Havelberger Schiffbaus kann ich heute eine wesentliche Ergänzung hinzufügen. Unter einer Anzahl auf die Kolonialgeschichte Kurbrandenbnrgs bezüglicher Dokumente im Kgl. Hausarchiv zu Char­lottenburg, die aus dem Amsterdamer Archiv stammen, konnte ich auch eine auf jene Epoche Havelbergs bezügliche bisher unbekannte Urkunde ermitteln, die mit Genehmigung der genannten Behörde hiermit ver­öffentlicht sei. Die Urkunde bezieht sich auf die Heuerung von Schiffszimmerleuten für die Kurfürstliche Werft zu Havelberg im Jahre 1692 und es liegt die Vermutung nahe, daß sie uns durch ihre genaue

) Kimakowicz S. 48.