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15. (11. außerordentliche) Versammlung des XXTI. Vereinsjahres,
Wasserbang, des Schiffbaus und der Schiffahrt mit Hilfe von praktischen Versuchen systematisch zu fördern.
Beim Wasserbau erstrecken sich die Arbeiten der Anstalt auf die Erforschung nachstehender Gebiete: Einfluß und Wirkung der Wasserbewegung in offenen Kanälen und geschlossenen Röhren, Messungen der Wassergeschwindigkeit mit Hilfe besonderer Instrumente, Reibungsverhältnisse und Widerstände an Uferbauten und schwimmenden Körpern. Einfluss der Strömung auf das Geschiebe, auf das Flußbett, das Ufer und dessen Befestigungen, Wasserdruck und -widerstand gegen die Bewegung fester Körper (Schleusentore pp.), Wellen- und Wirbelbifdung.
Beim Schiffbau und bei der Schiffahrt handelt es sich um Modellversuche und Untersuchungen zur Bestimmung des Wasserwiderstandes auf den bewegten Schiffskörper, zur Ermittlung günstiger Schiffsformen und Konstruktionen, ferner um die Erforschung der Wellenbildung am Schiffskörper, schließlich um Bestimmung des Wirkungsgrades der Schiffspropeller und Ermittelung der den Schiffen für eine gegebene Fahrtgeschwindigkeit einzubauenden Maschinenstärke.
Danach sucht die Anstalt die auf empirischem Wege gewonnenen Erfahrungen der Wissenschaft nutzbar zu machen.
Gerade beim Schiffbau steht der Theorie die goldene Praxis hilfreich zur Seite. Daher kann der Schiffbauer des Modellversuchs nicht entraten. Im Gefolge damit müssen die zu Messungen bestimmten Geräte geeicht, d. h. durch den Versuch richtig gestellt und geprüft werden, um als Grundlage für weitere Versuche zu dienen. Allen diesen Bedürfnissen der Technik verdankt unsere Anstalt ihre Entstehung.
Für ihre Ausgestaltung war der Gedanke maßgebend, einmal sich unabhängig vom Ausland zu machen für die einer gewissen Geheimhaltung bedürfenden Konstruktionen, namentlich unserer Kriegsschiffe.
Der Bau der Anstalt erfolgte unter Berücksichtigung der bei ähnlichen Anlagen im In- und Ausland gewonnenen Erfahrungen in den Jahren 1901—1903, indes stellte sich schon 1910 ein Umbau als wünschenswert heraus. Die Baukosten, die durch Benutzung von 5 Stadtbahnbogen sich wesentlich ermäßigten, beliefen sieb auf 382000 M. Die Anlagen umfassen:
a) ein großes überdecktes Versuchsbecken (Rinne) für die Modellschiffe, von 150—160 m nutzbarer Länge, 8,2 m Breite und 4,2 m größter Tiefe. Es ist aus Beton und Eisen hergestellt, mit massiver Halle überdacht und gegen Sonnenstrahlung gesichert, wodurch die Versuchsarbeiten den Einflüssen von Wind und Wetter entzogen sind. Die Wasserzufuhr erfolgt aus dem Landwehrkanal;
b) ein elektrisch betriebener Schleppwagen von 8,6 cm Spurweite zum Bewegen der Schiffsmodelle und Propellermodelle mit allen zugehörigen Meßapparaten, hauptsächlich Modell dyn amometer und