Heft 
(1915) 23
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15. (11. außerordentliche) Versammlung des XXII. Vereinsjahres.

7 m in der Sekunde gefahren, was je nach dem Modellmaßstab auf das Schiff übertragen, 4050 km in der Stunde entspricht.

Die für die Messung nicht zu berücksichtigende Anlaufstrecke beträgt 2025 m, die geringste Meßstrecke rund 50 m, dazu kommt eine Auslaufstrecke von 1520 m.

Zu den Versuchen gehört auch, an dem Modell Wellenmessungen vorzunehmen, d. h. die Störungen zu messen, die das in Fahrt befind­liche Schiff in der Wasser/nasse her vorruft. Diese Wellenbildung wird mittels seitlicher photographischer Aufnahmen mit Blitzlichtpulver fest­gelegt; das Ergebnis dient als Unterlage für den Vergleich der Welle am eigentlichen, also großen Schiff. Hinter dem Modelldynamometer ist auf dem Geräte wagen das Schraubendy naraometer für Versuche mit Propellern angebracht, d. h. Schiffsschrauben, die im verkleinerten Maßstabe des Schiffsmodells, z. B. hinsichtlich des Durchmessers der Steigung und der Flügelformen Versuchen unterzogen werden.

Alle seit 1905 in Bau gegebenen Kriegsschiffe der deutschen Marine, so die Linienschiffe von der Deutschlandklasse an, die großen und kleinen Kreuzer, Torpedoboote und U-Boote sind in der Anstalt als Modelle geschleppt worden. Nach dem Ausfall der Versuche wurden die Konstruktions-Risse berichtigt. Aber auch von Schiffbau- Werften und fremden Marinen, so der österreichischen und russischen, wird die Anstalt viel benutzt. Im verflossenen Jahr war die Anstalt mit 110 Versuchen an etwa 50 Modellen von Schiffen und etwa 100 Pro­pellern beschäftigt. Als interessantes Ergebnis sei hervorgehoben, daß sich bei den Versuchen mit Luftschrauben im Wasser, allerdings im Standversuch, völlige Übereinstimmung mit dem Ergebnis an der Luft­schraube selbst herausgestellt hat.

Nachdem neuerdings die Marine sich bei Marienfelde eine eigene Modellschlepperei zugelegt hat, um von der Königlichen Anstalt unab­hängig zu sein, kann letztere nun neben ihrem Wirken für den Handels- scbiffbau an ihre sonstigen Arbeiten herangehen, die bestimmt sind, den Schleier zu lüften, der heut noch über vielen Fragen der Hydromechanik ruht.

Alle vorgenannten Versuche wurden derBrandenburgs entgegen­kommend vorgeführt; von besonderem Belang war die Mitfahrt auf dem großen Schlepp wagen, zur Erprobung eines Paraffinmodells, über die große Rinne, unter Vorführung und Erklärung der unterschiedlichen Meßapparate, ferner die erkennbare Wirkung einer bewegten Schiffs­schraube auf das Bett eines Wasserlaufes. Man sah in einem elektrisch beleuchteten Glaskasten eine Schraube arbeiten und konnte beobachten, wie^sie'eine muldenförmige Höhlung im Sande erzeugte.

Aus alledeuTergab sich ein umfassender Überblick über die in ihrer Art segensreiche, scbaffensfrohe Tätigkeit der Anstalt und die