21. (14. außerordentliche) Versammlung des XXII. Vereinsjahres.
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blies das Instrument vor und zeigte, welchen Reichtum von Tönen man darauf hervorzaubern kann. Neben diesen wurden noch zwei weitere Instrumente in Nachbildungen vorgezeigt, nämlich eine Krotta und zwei Harfen. Das erstere ist eine Zither und das Original wurde in einem Alemannengrab desSchwarzwaldes, das ins 5. oder 6. Jahrhundert gehört, gefunden. Von den beiden Harfen ist die eine eine Nachbildung eines Instruments aus der Zeit Karls des Großen und die zweite ans der Zeit der Minnesänger. (Ueber die Entwicklungsgeschichte des heutigen Klaviers vergleiche Brandenburgs IX. 1910/11 S. 418 fl.)
Den Beschluß der Vorführungen machte die Glasharmonika, die nach den Angaben Franklins erbaut worden ist und die aus einer Reihe von Glasglocken besteht.
ZI. (14. außerordentliche) üersammluny des XXII. üereinsjehres.
Sonntag, den 22. Februar 1914, 11 Uhr, im Königlichen Rauch-Museum. (Neue Friedricb-Str. 83 resp. Kloster-Str. 76.)
Der erste Vorsitzende, Herr Geheimrat Friedei, begrüßt die Erschienenen und dankt dem Vorsteher des Museums, Herrn Professor Mackowski, für die Erlaubnis einer Besichtigung zu einer ungewöhnlichen Zeit.
Darauf hält Herr Professor Dr. Georg Galland einen freien Vortrag, dessen Hauptinhalt durch die folgenden Sätze wiedergegeben wird:
Als im vorigen Jahre die Erinnerung an die Befreiungskriege festlich begangen wurde, konnte es aufgefallen sein, daß des großen Meisters Chr. Dan. Rauch nicht rühmender gedacht wurde. War er es doch, der als Bildhauer den Helden jener Kämpfe die kongeniale Gestaltung lieh, in Bildwerken von monumentalem Ausdruck, in denen die volkstümlichen Züge der großen Männer für die Nachwelt erhalten sind. Das Genie dieses Künstlers hatte sich aus bescheidensten Anfängen unter erschwerten Verhältnissen emporgearbeitet. Nachdem er eine mehrjährige Lehrzeit in Arolsen, wo er als Sohn eines Kammerdieners 1777 geboren wurde, und in Kassel bei Prof. Rühl hinter sich gehabt, zwang ihn, zwanzigjährig, die Sorge um die des Ernährers beraubte Familie, eine Stellung im untergeordneten Hofdienst in Potsdam anzunehmen, die ihm zum Glück Muße zur Fortsetzung seiner Studien au der Berliner Akademie unter G. Schadow ließ. Letzterer beargwöhnte ihn zunächst als Dilettanten, übertrug ihm aber später, als er sich von dem Ernst des Schülers überzeugte, die Ausführung eines großen Reliefs im Friedrich Wilhelms- Institute nach seiner Skizze. Als dem jungen Künstler endlich die Entlassung aus dem kgl. Kammerdienste gelang, konnte er mit einer bewilligten Pension als Begleiter eines Grafen Italien und Rom (1804) aufsuchen. Vorher schuf er noch die reizvolle Büste der Königin Luise,
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