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Dr. Pani Braun
Kommandos von 30 Mann abgewendet, so kamen abends um 6 Uhr noch einmal Russen von Landsberg a. VV. aus, welche, nachdem sie die kleine Mühle und das Vorwerk geplündert hatten und mit Branntwein bewirtet worden waren, nach Soldin weiterzogen. (Bl. 10b). Um so auffälliger ist nun, falls die betreffenden Blätter im Laufe der Zeit nicht verloren gegangen sind, das Fehlen jeder näheren Nachricht über die Schlachten bei Kunersdorf 12. Aug. 1759, welche gar nicht erwähnt wird, und Zorndorf 25. Aug. 1758, über welch’ letztere sich eine in wertlosen Knüttelversen gehaltene Notiz (Bl. 14a) findet.
War in den folgenden Jahren die Lage Friedrichs des Gr. eine bedenkliche und gefährliche (Lager bei Bunzelwitz 1701), so trat ein Umschwung ein, als am 5. Januar 1762 die Kaiserin Elisabeth von Rußland starb und ihr Neffe, Peter III., sein Bewunderer, den russischen Thron bestieg, der sofort Frieden mit ihm schloß.
Diesem Umstande hatten es die Neudammer zu danken, daß sie schon am 25. Mai 1762 ihr Sieges- und Dankfest feiern konnten 1 ), an dem der Magistrat mit 30, resp. 50 Bouteillen Wein und die Bürgerschaft mit einer Tonne Bier auf Kosten der Stadt bewirtet wurden, welche sie im Laufe des Tages von 10 Uhr morgens bis 2 Uhr nachm, zu Ehren des russischen Kaisers und preußischen Königs leerten. Nachdem der Bürgermeister Tempelmann das Friedensinstrument auf dem Markt öffentlich verlesen, sangen die Schulen, von Pauken und Trompeten begleitet, das Tedeum: Herr Gott dich loben wir, und während die Bürgerschaft drei Salven abgab, hielten durch die drei Tore 8 blasende Postillione mit dem Posthalter ihren Einzug. (Bl. 12a u. 14a). Vierzehn Tage später, Sonntag, 6. Juni 1762 wurde ein feierlicher Dankgottesdienst abgehalten. Als nun an diesem Tage der russische Gesandte Neudamm passierte, wurde ihm von den Bürgern mit drei Salven das Geleit gegeben. (Bl. 14a). Interessant ist nun, daß an der Friedensfeier auch die hier stehenden Russen, die infolge des Thronwechsels aus Feinden zu Freunden geworden waren, teilnahmen und, um ihrer Freude Ausdruck zu geben, immer wieder: alles gut, alles gut, ausriefen. (Bl. 14a.)
Aber auch als Freunde waren die Russen nicht gern gesehen und das darf uns auch nicht wundern, kosteten doch die 100 Kosaken, die damals in Neudamm 18 Wochen standen, täglich 10—11 Thlr. (Bl. 22a). Um so größer war daher die Freude, als sie auf Vorstellen des Rates vier Tage später nach Königsberg abrückten (Bl. 12a).
Wie die Stadt Neudamm, so mußte auch die Familie Jahn dem Kriegsgott ihr Opfer bringen. Nicht nur, daß eine Dorothea Elisabeth Jahn einen Unteroffizier Krüger der Neudammer Garnison geheiratet hatte (Bl. 5a), die am 15. Juli 1756 nach Böhmen ausrückte (Bl. 8b),
') Endgütig beendet wurde der 7 jährige Krieg erst durch den Frieden zu Hubertusburg 15. Februar 1763.