Heft 
(1915) 23
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Ein Beitr«(f zur Geschichte Xendamms.

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auch ein Karl Ludwig Jahn, geh. 5. August 1734, mußte als Grenadier 1 riedrichs des Großen gegen Maria Theresia und ihre Verbündeten ins Feld ziehen.

Geradezu rührend ist es nun, zu lesen, wie der besorgte Vater, wohl in der Ahnung, daß sein Sohn nicht wiederkehren werde, nichts unversucht läßt, ihn vom Militär frei zu bekommen. Aber alle Schreiben, welche er in dieser Sache erließ, alle Wege, die er deswegen machte, alles Geld, das er dafür aufwendete, war umsonst, auch ein Ersatzmann, ein gedienter Dragoner, half nichts, sein Sohn mußte am 16. Februar 1757 mit den Rekruten des Markgrafen Karl von Brandenburg-Schwedt aus Berlin ausrücken und an den Schlachten bei Prag, 6. Mai 1757, und Breslau, wohl Leuthen, 5. Dezember 1757, teilnehmen (Bl. 9b und 10). Blieb er auch von der Kugel des Feindes verschont, so waren die Sorgen des Vaters doch nicht unbegründet, denn sein Sohn starb am 12. März 1760 im Postierungsquartier im Königreich Sachsen und wurde dort von seinen Kameraden, fern den Seinen, ins kühle Grab gebettet (Bl. 3a).

Erwähnt sei noch, daß die Gefangenen vom 5. Dezember 1757: 500 Ober- und Unteroffiziere in Frankfurt a 0. und 1400 Österreicher (Panduren) in der Festung Küstrin untergebracht wurden (BI. 10b).

Wie von den Schrecken des Krieges, welche Neudamm nicht un­berührt ließen, erzählen uns diese Blätter auch von verheerenden Feuers­brünsten, unter denen das Städtchen schwer zu leiden hatte. Ging am Weihnachtsfest, 25. Dezember 1733, 1112 Uhr nachts ein schweres Ge­witter mit starken Wetterleuchten noch gnädig vorüber (Bl. 2b), so zündete der Blitzstrahl am 29. April 1757 nachts 2 Uhr und legte 3 Wohn­häuser, 2 Scheunen und 3 Ställe in Asche (Bl. 9 b). Am schrecklichsten aber war die Feuersbrunst vom Pfingstfest, 9. Mai 1761, die 23 Uhr morgens bei dem Bäcker, Brauer und Branntweinbrenner Henschel aus­brach und in der kurzen Zeit von 34 Stunden ca. 5 Wohnhäuser mit den zugehörigen Nebengebäuden niederlegte. Auch der Rathausturm und das halbe Rathaus, auf welchen das Feuer durch fliegenden Schmer ge­tragen wurde, fielen dem entfesselten Element zum Opfer, ja die Glut war so stark, daß die Rathausglocke davon geschmolzen wurde. War auch der Materialschaden ein großer und bedeutender, so blieb doch der eine Trost, daß, wie früher, auch bei diesem Großfeuer kein Menschen­leben zu beklagen war (Bl. 11b). 1

Neben dem Leiden der Stadt wollen wir zum Schluß auch kurz der Leiden von Mensch und Tier gedenken. Im Februar des Jahres 1755 wurde Nendauim von der ansteckenden Krankheit der Pocken heim- gesucht, an denen nicht weniger als 50 Kinder starben (Bl. 8 a). »

Schon früher in den Jahren 1748/49 war unter dem Rinderbestand eine große Seuche ausgebrochen, der nicht weniger als 70 Stück erlagen, so daß mancher Arme und Kossäte kein Stück mehr sein eigen nepnen

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