23. (15. außerordentliche) Versammlung des XXII. Vereinsjahres. 117
der II. Geiststraße den Platz zu dem Durchgang von dem auf der Seite des Gymnasiums liegenden Tuchmacher-Full- oder Walk-Garten, ließ die Gasse auf seine Kosten pflastern und den Kanal darunterführen; dafür trat ihm der Rat das alte Gäßchen zur Erweiterung seines Seitengebäudes ab. 1665 verkaufte ihm der Rat die von ihm 1057 neuangelegte Gasse tiir 300 laler, woraufer au der H. Geiststraße über derselben bauen, und sie sowohl an der H. Geiststraße als nach der Spree mit einem Torweg verschließen ließ. 1688 aber lingen die Viergewerke über die Gültigkeit des Verkaufs der Straße einen Prozeß an, der 1695 damit endigte, daß die Torwege ausgehoben wurden und die Straße wiedergeöffnet werden mußte. Man nannte sie damals eine Zeitlang die Wassergasse, dann kam der alte Name „der Durchgang“ wieder auf.
Ferner lag in der Nachbarschaft der „Wursthof“, eine nach der Spree zu herabgeheude Gasse, vermutlich durch Zuschüttung des Spreearms entstanden, der durch die H. Geiststraße ging. 1695 kaufte Friedrich III. den Wursthof von der Tuchmachergilde. Die ganze linke Seite der angrenzenden H. Geiststraße jenseits des Durchgangs bis an die Spree war bis 1680 beinahe unbebaut. Den Hauptplatz nahm der Full- oder Walk-PIatz ein, und nach der H. Geiststraße zu standen, schlechte kleine Häuser und vier Folder- (Füller-) Buden oder Häuschen die beim Tuchwalken gebraucht wurden. Diese wurden sämtlich nachher weggerissen, und die Häuser diesseits des Gymnasiums waren schon vor 1689 gebaut.
Also der Wursthof war eine kleine Querstraße und zwar längs des Ban((uier Daniel Itzigschen Hauses, der an der Burgstraße unweit des Gymnasiums ein sehr ansehnliches Gebäude errichtete und ähnlich wie der „Münzjude“ Friedrichs des Großen, Veitei Ephraim, sich ein palastartiges Gebäude am Mühleudamm erbaute. Der General von Montargues baute sich bei der Burgstraße 1724 ein Haus nach dem Modell des Hotel de Soubise in Paris; dies erwarb 1728 der bekannte baulustige Baron von Vernezobre und ließ es ausbauen. Daniel Itzig kaufte einige nebenstehende Häuser dazu und ließ nun den Bau 1765 nach Boumanns des Sohnes Rissen umbauen und erweitern, wodurch u. a. der linke Flügel symmetrischer wurde.
Die jetzige Lage der Verbindungen zwischen der Burgstraße, Heiligen Geiststraße und Spandauer Straße ist zum Teil wieder eine andere und durch den Bau sowie die Erweiterung der . neuen Börse bedingt worden.
Nachdem die älteren Börsenräumlichkeiteu am Lustgarten für den Geschäftsverkehr längst zu eng geworden, baute Hitzig den Hauptteil der jetzigen Börse 1859 bis 64. Woltmami sagt von diesem Handelspalast- Der Bau zeigt die Formen einer geläuterten Renaissance ohne hervorragende Originalität im Aufbau, aber von gediegener Stattlichkeit.